Langweilig und vorhersehbar

Peter James bietet mit "Nicht tot genug" einen Dutzendkrimi ohne Widerhaken

Von Georg PatzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Georg Patzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Manchmal mag man gar nicht mehr weiterlesen. Und manchmal lohnt es sich auch nicht. Bei vielen Krimiautoren beispielsweise, die mit ihrem Erstling mal etwas Neues ausprobieren oder einen neuen, interessanten Typen auf die Szene bringen: Aber dann schleppt es sich so hin, und mit jedem Teil der ja doch fast immer auf Serie angelegten Bücher wird es langweiliger.

So auch bei Peter James. Sein erstes Roy-Grace-Buch handelte von einem Mann, der lebendig vergraben wurde. Zunächst dachte er noch an einen Scherz seiner Junggesellenkumpel, aber schnell merkte er, dass es ernst wird. Das war ein spannender Krimi mit einem sehr gelungenen Plot, wenn auch mit einem nur mäßigen Schluss. Das zweite Roy-Grace-Buch ging noch so. Das dritte, "Nicht tot genug", ist fast nur noch langweilig.

Es geht um einen Mord an einer jungen Frau, Katie Bishop, deren Mann Brian zwar zu weit weg war, um sie ermorden zu können, aber am Tatort wird seine DNA gefunden. Zwei Tage später wird noch eine junge Frau ermordet. Auch hier finden sich Spuren von ihm. Der Roman konzentriert sich auf die Ermittlungen von Superintendent Roy Grace und seiner Mannschaft, die sich nicht so ganz sicher sind, was hier passiert ist. Natürlich ist Brian von Anfang an der Hauptverdächtige. Dennoch geht nicht alles mit rechten Dingen zu.

Der zweite Strang der Geschichte ist das heute leider unvermeidliche Getue um das Privatleben der Haupt- und vieler Nebenpersonen, etwas, das immer vorhersehbarer wird und immer langweiliger. Stets werden wir mit der Vergangenheit der Personen konfrontiert, stets ist irgendetwas ganz schief gegangen, stets leiden die Menschen darunter, sodass sie Gefahr laufen, ihre Arbeit nicht mehr richtig erledigen zu können. Einer der Hauptvertreter dieser fatalen Entwicklung hat das mal kitschig-pathetisch "Dämonen" genannt, die die Menschen da "verfolgen".

Und auch die zweite Zutat darf nicht fehlen: Die Nebenpersonen spielen mal dieses, mal jenes Spiel mit ihren Kollegen, tun ihren Dienst mal gut, mal schlecht, sind mal in ihrer unglücklichen Ehe gefangen, oder werden von ihren Frauen rausgeworfen, verlieben sich und lügen, sind mal etwas bestechlich, sind mal Machos mit den üblichen Sprüchen, sind mal Frauen, die unter ihrer Machoumwelt leiden - oder auch mal Karrierefrauen. Nun gut, so ist das Leben. Aber man muss das schon spannend erzählen können. James kann es nicht. Und deswegen wäre es jetzt auch zu langweilig, das alles hier für dieses Buch auch noch aufzuzählen.

War der erste Band von James noch etwas genauer in der Charakterisierung, wurden die Folgebände immer flacher, ungenauer, vorhersehbarer und langweiliger. Die Entwicklung, die sich ankündigte, ist leider zu einem ganz und gar berechenbaren Weg gekommen, den man gar nicht weiter verfolgen will. Die dramaturgischen Widerhaken, die im ersten Band noch im Plot zu finden waren (mit Ausnahme der allzu konstruierten Auflösung) fehlen hier so ziemlich alle.

Der einzige Clou, den James in diesem Buch bietet - die Morde aus anderer Perspektive zu beschreiben, aus der Sicht des Mörders - hält leider auch nicht allzu lange vor. Ziemlich schnell wird bei James klar, wie das Buch funktionieren soll, und so kommt es denn auch.

Das größte Manko des Romans, da er schon keine besonders pfiffigen, eleganten, witzigen oder auch harten - sondern nur schablonenhafte Persönlichkeiten bietet, ist die Sprache, die gegenüber dem Erstling abfällt. Zwar ist und bleibt sie sicher, gleitet nur wenig in Pathos oder Kitsch ab, aber sie bietet auch keinen Widerstand oder Mehrwert, sie ist glatt und mutet an wie eine Vorlage zu einem Drehbuch - kein Wunder: James ist Filmproduzent.


Titelbild

Peter James: Nicht tot genug. Thriller.
Übersetzt aus dem Englischen von Susanne Goga-Klinkenberg.
Scherz Verlag, Frankfurt a. M. 2007.
384 Seiten, 17,90 EUR.
ISBN-13: 9783502100980

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