In der Familiensprechstunde

Didaktik und Therapie von Gergely Kiss

Von Fabian KettnerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Fabian Kettner

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Kleine Hasen sind in Kinderbüchern die halbe Miete, wenn man bei Kindern ankommen will. Der in dem Buch von Gergeley Kiss langweilt sich. Glück für ihn, dass ein Außerirdischer namens Maxim vorbeikommt, der ihn mit ins Weltall nimmt und ihm die Planeten zeigt. Die wackelige und kaum vorhandene Geschichte könnte durch die Absicht von Wissensvermittlung kompensiert werden, aber dann hätte Kiss wenigstens alle Planeten unseres Sonnensystems abfliegen lassen sollen. So aber lernt das Kind, das sich von den unmotivierten Zeichnungen nicht abschrecken lässt, nur zwei knapp Drittel der Planetennamen kennen. Als sie beim letzten angekommen sind, da haben sich dann zwei gefunden: der Hase langweilt sich und Pluto ist traurig, weil er so klein und so weit weg ist und demnächst wahrscheinlich noch nicht mal mehr ein echter Planet. Da kommt er lieber mit dem kleinen Hasen zurück auf die Erde. Naja.

Die Konzeption des Buchs wirkt unbedacht: die grafische Gestaltung und die Handlung sind so simpel, dass sie Zwei- bis Dreijährige ansprechen - aber Kinder in diesem Alter können mit Weltraumdidaktik noch nichts anfangen.

Was "Der kleine Hase und die Planeten" zu wenig hat, das hat "Papa wohnt jetzt anderswo" zu viel. Wie man am Titel erkennen kann, geht es um die Trennung der Eltern. Die Eltern des kleinen Fuchses streiten häufig, und eines Tages ist der Vater weg. Er hat die gemeinsame Wohnung verlassen, man sieht nur noch seine Fußstapfen, die nach draußen führen. Das Kind bemerkt die Änderungen in seinem Leben ohne Vater - und schließlich erzählt ihm die Mutter, dass sein Vater eine neue Familie habe. Nun kann der kleine Fuchs seinen Vater wieder sehen, aber nur noch als Besuchender.

Das Buch will wahrscheinlich therapeutisch zur Seite stehen, zeigt aber vor allem ein katastrophales Fehlverhalten der Eltern, die nichts vorbereiten, sagen oder erklären. Aber dies skandalisiert der Autor nicht, sondern lässt statt dessen das Kind einen Metadiskurs führen, über den er nicht nur viele Gedanken so klar herausholt, wie ein Kind sie nie haben könnte, sondern lässt das Kind auch noch seine eigenen Gedanken, Ängste und Fehleinschätzungen korrigieren. Dieser kleine Fuchs ist in der Tat sehr alleine, wenn er all dies auch noch meistern muss.

Als Hilfe für Trennungskinder scheint das Buch nur begrenzt einsetzbar. Zum einen geht es hier nur um einen sehr speziellen Fall von Trennung. Eltern, bei denen die Konstellation nicht so ist wie in dem Buch, sollten es keinesfalls ihrem Kind geben, denn sonst könnte es auf falsche Gedanken kommen. Auch formuliert der kleine Fuchs so viele Gedanken, die einem Kind unter Umständen Ängste bescheren, die es vielleicht nicht von alleine entwickelt hätte.


Titelbild

Gergely Kiss: Der kleine Hase und die Planeten.
Picus Verlag, Wien 2008.
32 Seiten, 12,90 EUR.
ISBN-13: 9783854528937

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch

Titelbild

Gergely Kiss: Papa wohnt jetzt anderswo.
Picus Verlag, Wien 2008.
32 Seiten, 12,90 EUR.
ISBN-13: 9783854528951

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch