Katzen, die den Mäusen das Steppen beibringen

T. S. Eliots „Old Possums Katzenbuch“ wurde leider nur unvollständig renoviert

Von Georg PatzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Georg Patzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Schön, dass manche Nobepreisautoren auch mal etwas für kleine Kinder schreiben: Rudyard Kipling für seine eigenen, T. S. Eliot für seine Patenkinder. 1939 wurde seine Sammlung „Old Possum’s Book of Practical Cats“ erstmals in England veröffentlicht, ist dort ein Klassiker, erlebte viele Neuauflagen und wurde auch die Vorlage für „Cats“, das berühmte Musical.

Eliot war selbst ein großer Katzenliebhaber und deswegen wohl auch immer wieder erstaunt, welche unterschiedlichen Charaktere sich in diesen Tieren versammeln. Da gibt es bullige und zarte, freche und schüchterne, kindische und geheimnisvolle. Und wie sie alle heißen: Katzastrophal, Lady Knirschebein, Grimmtiger, Alt Deuteronium, Feuerfurzfickel und Schleckerja. Tupfentapfenschecken etwa ist die Katze, die tagsüber faul auf der Fensterbank und hinterm Ofen liegt und nur nachts jagt. Rem Tem Trecker will immer das, was er gerade nicht haben kann, und die frechen Rumpelmauser und Rattenschreck können machen, was sie wollen, denn sie hinterlassen bei ihren Streichen nie irgendwelche Spuren.

Siebzig Jahre nach der Erstausgabe hat der Beltz-Verlag dieses berühmte Buch neu herausgebracht, mit skurrilen und einzigartigen Illustrationen von Axel Scheffer, die alten Übersetzungen wurden vom Lyriker und Eliot-Übersetzer Norbert Hummelt („Das öde Land“) neu durchgesehen. Das war auch dringend nötig, noch nötiger wäre aber eine frische Neuübersetzung gewesen. Denn leider hat auch Hummelt die Verse nicht alle retten können. Vielleicht können immerhin ein paar fremd klingende Wörter wie „perpendikeln“ oder „knubbig“ noch etwas Aufmerksamkeit wecken. Vor allem aber der wechselnde, sehr musikalische Rhythmus ist ein großer Gewinn, und natürlich die neuen Illustrationen. Aber die meisten Reime und die Sprache, die noch aus den 1950er-Jahren scheint, sind mittlerweile doch sehr altbacken.

In den Bildern von Axel Scheffer aber geht es so skurril und fantastisch zu wie auf einem bunten Jahrmarkt. Fast sind die Bilder noch einfallsreicher als die schon ziemlich seltsamen Inhalte der Gedichte. Hieran werden sich die Kinder wohl eher erfreuen als an den Gedichten selbst: Zu viele Fremdworte, eine zu alte Sprache mit umgestellten Sätzen (der Reime wegen) und seltsame, englische Ortsnamen erschweren dem Kinderpublikum den Zugang. So ist es wohl doch eher ein Buch für Erwachsene.

Titelbild

Thomas Stearns Eliot: Old Possums Katzenbuch.
Mit Bildern von Axel Scheffler.
übersetzt aus dem Englischen von Norbert Hummelt.
Beltz Verlagsgruppe, Weinheim ; Basel 2009.
64 Seiten, 16,95 EUR.
ISBN-13: 9783407799586

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