Die Geburt der Psychologie aus den Empfindungen – Über den von Elisabeth Décultot und Gerhard Lauer herausgegebenen Band „Zur Genealogie einer kunsttheoretischen Fragestellung in Deutschland und Frankreich im 18. Jahrhundert“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der von Elisabeth Décultot und Gerhard Lauer herausgegebene Sammelband entstand im Rahmen eines von der DFG und der Agence Nationale de la Recherche geförderten Forschungsprogramms zur Geschichte der Ästhetik als sinnliche Erkenntnis und ihrer Beziehung zur Kunsttheorie des 18. Jahrhunderts. Die in deutscher und französischer Sprache gehaltenen Beiträge widmen sich der Frage, welche Bedeutung der Bildenden Kunst in der Entwicklung des Empfindungsvermögens und der menschlichen Entwicklung zukommt. Hierfür werden in chronologischer Abfolge ausgewählte Texte deutscher Autoren von Wolff bis Kant untersucht. Als einziger französischer Autor kommt Du Bos zur Sprache. Besonders deutlich wird das Ringen der zeitgenössischen Theoretiker um die klare Abgrenzung der Begrifflichkeiten. Der Terminus Empfindung ebenso wie der Kunstbegriff erleben im 18. Jahrhundert vielerlei Veränderungen bis man Ende des Jahrhunderts zu der Formulierung „Künste der Empfindsamkeit und Phantasie“ gelangt. Darin schlägt sich die neugewonnene zentrale Stellung des menschlichen Sinnesvermögens und der Einbildungskraft nieder. Wie namentlich Gerhard Lauer in seinem einprägsamen Essay über Johann Gebhard Ehrenreich Maaß plausibel darzulegen weiß, liegt hierin letztlich der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Disziplin Psychologie im 20. Jahrhundert.

S.L.

Titelbild

Elisabeth Décultot / Gerhard Lauer (Hg.): Kunst und Empfindung. Zur Genealogie einer kunsttheoretischen Fragestellung in Deutschland und Frankreich im 18. Jahrhundert.
Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2011.
185 Seiten, 39,00 EUR.
ISBN-13: 9783825358907

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