„Eigentlich gehört Weihnachten abgeschafft“ – Andreas Tiefenbacher folgt in seinem Roman „Christbaumcrash“ einem aus dem braven Leben ausbrechenden Beamten, Vater und Ehemann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der auf die Lebensmitte zusteuernde Hans Held (er ist auch Protagonist in Tiefenbachers Erstling „Der Möchtler“, der sich dem Heranwachsen des von Heuschnupfen geplagten Knaben im oberösterreichischen Salzkammergut widmet) arbeitet als stellvertretender Leiter einer Magistratsabteilung im Wiener Rathaus. Von einer Sinnkrise geplagt, sehnt er sich nach Alleinsein und Ruhe, muss das vor Frau und Kindern aber genauso verheimlichen wie seinen Hass auf den Rathausplatzchristbaum, an dem er im Winter täglich vorbei muss.

Die Geheimnistuerei bleibt nicht folgenlos: Sein Rücken krümmt sich ein. Verantwortlich dafür macht er den Baum, welchen er letztlich mit einer Kettensäge attackiert. Es folgen Untersuchungshaft und Psychiatrie. Von dort aus (Held befindet sich in einem Käfigbett) entspinnt sich die Handlung als innerer Monolog mit Rückblenden auf Kindheit, Ehe-, Familien- und Arbeitsleben. Der Roman gerät zur Offenbarungs- und Rechtfertigungsschrift um einen mit dem Leben Abrechnenden, der die wahre Heimat in Büchern sieht und wegen seines Protestes gegen Weihnachten glaubt, als Verrückter dazustehen.

Tiefenbacher erzählt diese Anti-Heimatparodie und Gesellschaftssatire über einen Mann, der mit seiner Lebenswirklichkeit im Clinch liegt, humorvoll und spannend. Er präsentiert eine Weihnachtsgeschichte mit Tiefgang, die es unter anderem auch versteht, stressgeplagten Weihnachtsmuffel eine Art Filmweihnacht schmackhaft zu machen.

Was das genau ist?

Lesen sie doch einfach selbst…

F. S.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeiter / innen der Zeitschrift sowie Angehörigen der Universität Marburg. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Titelbild

Andreas Tiefenbacher: Christbaumcrash. Roman.
Verlag KITAB, Klagenfurt 2012.
171 Seiten, 15,56 EUR.
ISBN-13: 9783902585875

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