Playboys, Punk & Porn

Studierende haben einen Sammelband zum Thema „Feminismus in historischer Perspektive“ herausgegeben

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Eher selten einmal eröffnet sich Studierenden die Möglichkeit, ein Buch in einem der angeseheneren Wissenschaftsverlage zu publizieren. Den TeilnehmerInnen des von Muriel Gonzáles Athenas, Christiane König und Massimo Perinelli im Wintersemester 2011/12 an der Universität zu Köln durchgeführten Hauptseminars „Feminismus in historischer Perspektive“ wurde dieses Glück mithilfe der SeminarleiterInnen zuteil. Zunächst organisierten die TeilnehmerInnen zum Abschluss des Seminars im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum eine Konferenz unter dem, allerdings um den werbewirksamen Zusatz „radikal, sexy, aktuell“ erweiterten, Seminar-Titel. Nun haben sie die Vorträge der Tagung, wiederum unter dem Titel des Seminars, zu einem Buch zusammengestellt. Hierzu wurden die aus den Referaten hervorgegangenen Texte vom 23-köpfigen „Herausgeber_innenkollektiv“ in vier Rubriken unterteilt: „Race & Class“, „Konsum & Arbeit“, „Bewegung & Identität“ sowie „Medien & Repräsentation“. Vorangestellt ist den Texten ein Gespräch „über Feminismus“ zwischen Lehrenden und Studierenden des Seminars.

Wie zwei der HerausgeberInnen in der Einleitung darlegen, „ist den Beiträgen trotz aller methodischen und thematischen Unterschiede die Suche nach den Widersprüchen und Konflikten in der Geschichte des Feminismus gemeinsam“. Besonderes Interesse gilt dabei der Geschichte des deutschen und des amerikanischen Feminismus sowie insbesondere in Bezug auf letzteren dem tatsächlich nicht immer spannungsfreien Verhältnis von Antirassismus und Feminismus, wie nicht nur die den Band eröffnende Rubrik „Race & Class“ zeigt. Denn neben den dort rubrizierten Beiträgen über „die Herausforderung geschlechtlicher und rassistischer Spaltung in der Philadelphia Female Anti-Slavery Society“ von 1833-1870 und „die biopolitische Argumentation schwarzer und weißer Suffragetten“ in den Jahren 1890-1920 befassen sich zwei weitere Texte mit dem „Ringen um Subjektivität“ von „Third World Women“ im „Spannungsfeld von Identität und Differenz“ sowie mit „afroamerikanischem Empowerment“ am Beispiel von Julie Dashs Film „Illusions“ aus dem Jahr 1982.

Andere der nicht selten anglizismengesättigten Beiträgen verorten die in den 1920er-Jahren ein neues Frauenbild personifizierenden „Flapper Girls“ „zwischen Feminismus und Konsumgesellschaft“, beleuchten das Verhältnis von Frauenbewegung und Spiritismus im „New Age“, nehmen „Single girls, playboys und bachelors“ in den Blick, vergleichen „Men’s Liberation und Autonome Männergruppen in den USA und in Deutschland“, stellen „Punk-Rock-Feminismus“ und das „do-it-yourself-Prinzip“ zusammen oder zeichnen den Weg „von der sexuellen Revolution zu den Porn Studies“ nach.

Im Allgemeinen erreichen die in Abgrenzung zu einer – wie es im Klappentext heißt – „überkommenen Mainstream-Erzählung“ des Feminismus angetretenen Texte ein sprachliches Niveau, eine argumentative Qualität und einen wissenschaftlichen Standard, wie sie von Arbeiten Studierender zu erwarten sind. Der kleine Satzspiegel macht ihre Lektüre nicht eben angenehm.

Titelbild

Feminismus Seminar (Hg.): Feminismus in histroischer Perspektive. Eine Reaktualisierung.
Transcript Verlag, Bielefeld 2014.
418 Seiten, 29,99 EUR.
ISBN-13: 9783837626049

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