Wer alles Elisabeth heißt

Von Königinnen und Ehefrauen, Schriftstellerinnen und Großmüttern

Von Nadine IhleRSS-Newsfeed neuer Artikel von Nadine Ihle

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Meine Großmutter trug den schönen Vornamen Elly, und sie wäre sicherlich mehr als erstaunt und gleichzeitig gehörig stolz gewesen, ihre Enkeltochter dies in einer Buchbesprechung verkünden zu hören. Elly, Elisabeth, Isabell, Else: Varianten des Namens gibt es viele. Einen Spaziergang durch die Geschichte der Biografien diverser Elisabeths bietet „Das Elisabeth-Buch. Ein Name – 25 besondere Frauen“. Beim Aufblättern des kleinen Bandes ist die erste, naheliegende Frage natürlich: Wer ist die eigene, persönliche Elisabeth? Meine Großmutter also, wenn ich auch eingestehen muss, dass sich in der zweiten Reihe sofort die historische Stimme zu Wort meldet und sagt: Königin. England. Damals und heute.

Der Blick in den von der Verlegerin Elisabeth Sandmann herausgegebenen Band zeigt, dass eine solche Stimmenvielfalt wenig überraschen kann. Es gibt eben Namen, die so beliebt sind, die so häufig vorkommen, dass sie alle Moden zu überdauern scheinen: Marie und Sophie, Johannes und Paul. Oder eben Elisabeth. Die Verlegerin hat aus der Fülle 25 historische Persönlichkeiten ausgewählt und feiert so die zehnjährige Erfolgsgeschichte ihres Verlags in ebenso eleganter wie unaufgeregter Weise.

Die Reihe der Frauen, die mit ihren Biografien vorgestellt werden, ist so illustre wie sie selektiv sein muss – von Elisabeth von Thüringen über Elsa Schiaparelli und Ella Fitzgerald bis Isabelle Huppert. Abgesehen von ihrem Vornamen ist ihnen allen eins gemeinsam: Es waren und sind Frauen, die ihren eigenen Weg konsequent und oftmals gegen jede gängige Konvention gegangen sind beziehungsweise immer noch gehen. Ihre Biografien passen somit ganz hervorragend in den Kontext einer Gratulationsschrift. Allerdings fehlen damit leider manchmal eben jene Ecken und Kanten, die historischen Biografien eine zusätzliche Tiefenschärfe verleihen.

Einziger echter Wermutstropfen – und da drängt sich die historische Stimme aus der hinteren Reihe einfach unüberhörbar nach vorne: Der Wechsel von historischen Biografien im Präsens und der Vergangenheitsform. Es ist logisch, etwa die fiktive Biografie von Eliza Doolittle in der Gegenwart zu schildern, und vielleicht mag einem die Biografie von Elisabeth von Thüringen ebenfalls als so fiktional erscheinen, dass man in den Präsens flüchtet. Aber die grammatische Gegenwart tut historischen Biografien nicht immer gut, und so driftet es leider manchmal ins Banale. Vor allem, wenn dann aufgrund der gewählten Form und Kürze, die einzelnen Biografien sehr an der Oberfläche bleiben müssen, verstärkt sich eben dieser Effekt. Lesen kann man es allemal gut und chic und frech ist diese Jubiläumsausgabe ohnehin. Da hätte die Elly-Enkelin sich etwas mehr Mut gewünscht, auf die Kraft historischer Erzählung zu vertrauen.

Ansonsten ist das Bändchen ein sicherlich auch ein schönes Geschenk für alle, die nicht Elisabeth, Isabell, Elly, Lizzie oder Elsa heißen.

Titelbild

Das Elisabeth-Buch. Ein Name - 25 besondere Frauen.
Elisabeth Sandmann Verlag, München 2014.
128 Seiten, 16,95 EUR.
ISBN-13: 9783938045886

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