Der Tofel im Detail

Neue Kurztexte von Wiglaf Droste

Von Stefan HöppnerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stefan Höppner

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mit schöner Regelmäßigkeit sammelt Wiglaf Droste alle ein, zwei Jahre seine zahlreichen Rundfunk- und Zeitungstexte und bringt sie unter die Leserschaft. Mag sie nicht riesig sein, so ist sie doch treu, und besucht man Drostes Lesungen, bekommt man, wenn man Glück hat, auch noch Gesungenes vorgetragen. Hauptdarsteller in Der Ohrfeige nach ist allerdings die deutsche Sprache und was ihr, nach Meinung des Autors, im Allgemeinen und im Besonderen so angetan wird. Allerdings nicht, um das abstrakte Ideal eines „reinen“ Deutsch zu verfechten, das sich seit der Dudennorm von 1902 um Gotteswillen nicht mehr verändern darf (dabei beherrschte nicht mal Goethe unsere Rechtschreibung). Sondern, um die Auffassungen zu kritisieren, die sich hinter einem gedankenlosen Sprachgebrauch verbergen, hinter Toilettenpapier mit „Maxi-Komfort auf beiden Seiten“ ebenso wie hinter der Phrase „Wir kommen auf Sie zu“ oder einer Ökostrom-Verlautbarung Claudia Roths – ein buntes Festival der schlechten Laune eben!

Man muss mit Droste nicht immer einer Meinung sein. Gelegentlich beschleicht einen das Gefühl, sein Zorn sei gar nicht so weit entfernt von dem der „Unwort des Jahres“-Jury, deren simple Sozialkritik er gnadenlos abwatscht. Wie man auch zum Sprachkritiker Droste steht: ihn zu lesen, schärft das Gehör ungemein. Dennoch wären seine Textsammlungen einseitig, stellte er der Kritik nicht auch gelegentliche Lobgesänge entgegen, manche erwartbar (Borussia Dortmund), manche eher unerwartet (Steven Spielbergs Tim & Struppi-Verfilmung). Oder Miniaturen, die sich dem Aphorismus nähern. Die schönste davon geht so: „Auf einem kleinen Friedhof in Graubünden las ich zufällig diese Grabinschrift: ‚Hier ruht in Gott Fridolin Peng-Peng.‘ Gott, so es ihn gibt, und Fridolin Peng-Peng, der 80 Jahre alt wurde, mögen mir verzeihen, aber seitdem ich das las, habe ich extrem gute Laune.“ Übrigens: Auch der Titel dieser Rezension hat mit der Schweiz zu tun. Aber lesen Sie selbst!

Titelbild

Wiglaf Droste: Der Ohrfeige nach. Neue Geschichten, Sprachglossen und Miniaturen.
edition TIAMAT, Berlin 2014.
208 Seiten, 14,00 EUR.
ISBN-13: 9783893201914

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch