Und täglich grüßen die Barbaren

„Das Haus im Dunkel“ von José Luís Peixoto – ein kurzer Verriss

Von Simone Sauer-KretschmerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Simone Sauer-Kretschmer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Über ein Buch zu schreiben, das man ärgerlich oder albern findet, erscheint machbar. Aber wie resümiert man einen Roman, der einem so gar nichts sagen will?

Meine Schwierigkeiten mit „Das Haus im Dunkel“ von José Luís Peixoto sind nicht als Kritik an den drastischen Gewaltszenen des Buches zu verstehen, denn das dargestellte Gemetzel, die sogenannten „Invasionen der Barbaren“, bieten zumindest eine kurze Abwechslung zu der ächzenden, dahinsiechenden Stimme des Protagonisten. Dieser unterhält sich gelegentlich mit dem Leser, am liebsten aber führt er einen ganz speziellen inneren Monolog: In ihm nämlich wohnt eine wunderschöne Frau, seine Geliebte, die die unwahrscheinliche Doppelgängerin einer längst verstorbenen Dame ist, deren Gebeine auf dem nahgelegenen Friedhof ruhen. Apropos Friedhof – und nun kommen die Gedanken endlich ein wenig in Schwung, denn das Ende ist nah: Am Schluss sind eigentlich alle tot oder zumindest irreversibel verwundet und das Gestöhne und Wehklagen hat ein Ende. Es ist nicht schön, wenn die Barbaren einen immer und immer wieder heimsuchen, wenn man mehrfach unfreiwillig Zeuge von Selbstmordversuchen der eigenen Mutter wird und wenn man dann auch noch keine Arme und Beine mehr hat, die einen davontragen könnten. Es ist jedoch auch wahrlich kein Vergnügen, wenn man von all dem Elend in der x-ten Wiederholungsschleife lesen soll und nirgends eine Antwort auf die Frage findet, warum auch immer man das tun sollte.

Titelbild

José Luís Peixoto: Das Haus im Dunkel. Roman.
Aus dem Portugiesischen von Ilse Dick.
Septime Verlag, Wien 2015.
316 Seiten, 21,90 EUR.
ISBN-13: 9783902711342

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