Literaturen Heft 11/2000
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDas Konzept von "Literaturen", der jüngsten Literaturzeitschrift am Markt, habe "offenbar eingeschlagen", schreibt Sigrid Löffler im Editorial des zweiten Heftes vom November 2000. Die Nachfrage war entschieden, ja vehement, die Aufmerksamkeit auf der Frankfurter Buchmesse überraschend groß, die Resonanz überwiegend positiv. Orientierung im literarischen Raum tut Not, und "Literaturen" ist angetreten, sie zu gewährleisten.
Das neue Heft wählt den russischen Autor Viktor Pelewin zum Aufmacher, und Christoph Keller korrespondiert mit dem Autor via E-mail über die Frage, ob die "Generation P" Romane schreibe oder nicht vielmehr Drehbücher. Das Internet ist als großes Faszinosum erkannt, ein Beitrag über Stephen King und seine genialen Vermarktungsideen wird von Boris Langendorf beigesteuert. Heinrich Detering rezensiert, in gewohnt kluger und origineller Weise, Elfriede Jelineks Roman "Gier": "kannibalische Phantasien" schlügen hier "in Selbstabschaffungsträume" um. Joachim Klose, Professor für Humangenetik, und Christian Geulen, Bio- und Kulturwissenschaftler, thematisieren das Verhältnis des menschlichen Genoms zu seiner Kreativität. Hanna Leitgeb spricht mit Lily E. Kay über die Frage, wer "das Buch des Lebens" geschrieben habe. Der unvermeidliche Harry Potter wird von Frauke Meyer-Gosau vorgestellt, Sybille Cramer, Paul Nolte, Elisabeth Bronfen, Werner Hamacher, Liane Dirks und Wolfgang Kemp rezensieren die "Bücher des Monats": Brigitte Kronauers "Teufelsbrück", H. A. Winklers "Der lange Weg nach Westen", Joyce Carol Oates´ "Blond", "Kritik und Klinik" von Gilles Deleuze, "Rosa" von Thomas Harlan und "Rembrandts Augen" von Simon Schama.
Auch sonst findet "Literaturen" illustre Mitarbeiter: W. G. Sebald äußert sich zu Nicholas Shakespeares "Bruce Chatwin"-Biographie, Hans Christoph Buch berichtet - was sonst - von den Krisenherden der Welt, Michael Maar schreibt weiter an seiner großen Proust-Monographie und hat hier ein Seitenstück zur Verfügung gestellt. Zwei Geburtstage werden gefeiert, nämlich der 100. Geburtstag von Anna Seghers und der 500. von Benvenuto Cellini. Und Michael Krüger bespricht Franz Schuh, der - praktischer Weise - Kolumnist der "Literaturen" ist.
Viele weitere Texte, Rezensionen und ein Service-Teil im "Magazin", erwarten den interessierten Leser.
L. H.