Im Schatten des großen Zauberers
Die Fluchtbewegungen von Erika und Klaus Mann
Besprochene Bücher / Literaturhinweise
Die amerikanische Dokumentarfilmerin Andrea Weiss, der wir schon eine eigenwillige Sicht auf das Paris der Zwischenkriegszeit verdanken ("Paris ist eine Frau - die Frauen von der Left Bank") porträtiert hier die beiden ältesten Kinder von Thomas Mann als begabte und sensible Künstlernaturen, die, zumindest während der kurzen Lebensspanne von Klaus Mann, um die eigene Kreativität im Schatten des großen Zauberers kämpften. Doch nicht nur die familiären Probleme machen die Porträtierten interessant. Hinzu kommt, dass sie in bewegten Zeiten lebten und dadurch auch, anders als ihr Vater, schon sehr früh in Schrift, Wort und dann auch in Militäruniform Partei ergriffen gegen Hitlerdeutschland. Es geht Andrea Weiss weniger um eine eingehende Textinterpretation. Vielmehr bilden prägnante Zitate, Dokumente und zum Teil bisher unbekannte Fotographien einen spannungsreichen biographischen Bogen, der ergänzt wird durch Interviews, welche die Amerikanerin mit Sybille Bedford und Thomas Quinn Curtiss führen konnte, beides enge Freunde der Mann-Geschwister. Deutlicher als bislang findet auch die homosexuelle Orientierung des Geschwisterpaars Erwähnung. Angemerkt sei überdies, dass das Buch die Grundlage bildet für ein Dokudrama, das Andrea Weiss zusammen mit Wieland Speck für ZDF/arte produziert hat und welches das Buch durch zeitgenössische Musik, Filmauftritte von Erika Mann und Spielszenen nach Werken von Klaus Mann ergänzt.