Das Veilchen und die Steinschleuder
Magnans Kriminalroman über einen neuen Fall für Kommissar Laviolette
Von Heiko Seibt
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseIn der Geschichte "Das Zimmer hinter dem Spiegel" geben dem wegen Beleidigung eines bedeutenden Politikers nach Digne versetzten Kommissar Laviolette drei seltsame Morde einige Rätsel auf. Allem Anschein nach wurden die Opfer mit einer Steinschleuder getötet. Einer der Ermordeten, ein Lehrer, zeichnete vor seinem Tod die Buchstaben "OR" in den Schnee und sorgt damit für weitere Verwirrung. Eine eigenartig kleine Gestalt wurde indessen von Stadtbewohnern beim Steinesuchen an der Blèone und im Wald gesehen. Laviolettes Suche nach dieser sonderbaren Person bleibt jedoch ohne Erfolg. Erst als sein Kollege, der ebenfalls nach Digne strafversetzte Untersuchungsrichter Chabrand, sich verliebt und so zur Zielscheibe des ominösen Täters wird, dämmert dem Kommissar allmählich, welches Motiv wirklich hinter den Morden steckt.
Seinen ersten Roman schrieb der 1922 in Manosque (Basses-Alpes) geborene Autor Pierre Magnan bereits mit 24 Jahren. Als seine nächsten drei Versuche jedoch scheiterten, gab er seine Passion auf und kehrte erst 54-jährig zum Schreiben zurück. Mehr als 20, zum Teil preisgekrönte und verfilmte Bücher hat er seitdem veröffentlicht. 1999 erschien in deutscher Übersetzung "Das ermordete Haus" und nun der mit dem renommierten Prix du Quai des Orfèvres ausgezeichnete Kriminalroman "Das Zimmer hinter dem Spiegel". Darin übernimmt der kauzige Kommissar Laviolette die Rolle des Protagonisten. Eben diese eigenwillige Figur ist es, die den Autor aus der Provence in Europa, vor allen Dingen in Frankreich, bekannt machte.
Pierre Magnan zeichnet ein kraftvolles Porträt seiner Heimat, der Provence, die den Hintergrund seines gesamten literarischen Schaffens darstellt. Handlung und Figuren sind nach Magnan dagegen "nur ein Vorwand, um eine Stimmung einzufangen, eine Abenddämmerung, ein Morgengrauen über dieser kargen, einsamen, tragischen Landschaft".