Alles andere als atemberaubend

Mit seinem Roman gibt Veit Heinichen der Stimmung des Lesers den Tod

Von Christina HartwigRSS-Newsfeed neuer Artikel von Christina Hartwig

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In der italienischen Hafenstadt Triest überschlagen sich im Sommer 1999 die Ereignisse.

Es beginnt alles mit der Suche nach dem vermissten Unternehmer de Kopfersberg, von dem nach einer Fahrt mit seiner Yacht jede Spur fehlt. Nur das Schiff kann von der Polizei sichergestellt werden. Bei seinen Nachforschungen stößt Polizist Proteo Laurenti auf ein Netz von Menschenschmuggel, Geldwäsche und Mord. Schon vor zwanzig Jahren war er mit einem Fall beschäftigt, in den die Familie Kopfersberg involviert war. Damals war Elisa de Kopfersberg von einem Ausflug mit ihrem Mann, ebenfalls mit der gemeinsamen Yacht, nicht zurückgekehrt. Der Darstellung ihres Mannes, sie sei von einem Hai angegriffen worden, hatte Proteo Laurenti schon zu jener Zeit keinen Glauben geschenkt. Er konnte jedoch nie das Gegenteil beweisen. Nun scheint es, als sei de Kopfersberg selbst Opfer seiner dunklen Machenschaften geworden, denen die Polizei jedoch erst auf die Spur kommen muss.

Lange Zeit tappt sie im Dunkeln, und bis sie etwas Licht in den Fall bringen kann, werden weitere Menschen den Tod finden. Verdächtig erscheint den Beamten, dass die Personen, die dem Vermissten angeblich am nächsten gestanden haben, keine besonderen Anstrengungen unternehmen, um zur Aufklärung der geheimnisvollen Geschehnisse beizutragen. Eher legen Freunde und Verwandte es darauf an, so wenig wie möglich von sich preiszugeben.

Erst der Tod einer Prostituierten bringt Laurenti der Lösung etwas näher. Zunächst erweist sich eine Informantin aus der Szene als sehr hilfreich, doch auch hier muss der Polizist erkennen, dass er sich zu früh gefreut hat, denn ein ihm nicht gerade freundlich gesinnter Journalist nutzt sofort die Chance, ihm eins auszuwischen.

Bis zu einem gewissen Zeitpunkt scheint sich alles gegen Laurenti verschworen zu haben. Er wird das Gefühl nicht los, dass auch sein Familienleben aus den Fugen geraten ist. Seine Frau braucht beispielsweise um jeden Preis einen Tapetenwechsel und seine Tochter hat sich für die Wahl der "Miss Triest" beworben. Es muss also noch so einiges geklärt werden, bis Laurenti wieder ruhig schlafen kann.

Trotz der auf den ersten Blick abwechslungsreichen Handlung hat Veit Heinichen mit "Gib jedem seinen eigenen Tod" einen Roman ohne wirkliche Tiefe geschrieben. Obwohl der Autor sich bemüht, neben dem Berufsleben auch die Privatsphäre von Proteo Laurenti in die Handlung einzubeziehen, bleiben die geschilderten Ereignisse auf die "üblichen Probleme" einer Familie beschränkt. Dem Leser wird nicht das Gefühl vermittelt, er habe an etwas Besonderem teil. Man wird aber den Gedanken nicht los, Heinichen wolle gerade das erreichen. So bleiben es Versuche, die nicht glücken wollen.

Auch die Handlung der Kriminalgeschichte raubt dem Leser nicht den Atem. Die bekannte Sucht nach einem Buch, das man vor lauter Spannung nicht aus der Hand legen will, kommt einfach nicht auf. Die meisten der Schauplätze gab es schon einmal: die Villa des Reichen als Deckmantel für dunkle Geschäfte, das Milieu der Prostitution und nicht zuletzt den Flughafen als anonymen Treffpunkt.

"Gib jedem seinen eigenen Tod" ist ein Krimi ohne Raffinesse, ihn kann man lesen, ohne sich besondere Gedanken machen zu müssen: kurze Sätze, einfacher Wortschatz - besonders leichte Kost eben. Und selbst wenn man diese Krimis mag, sollte man sich nach etwas anderem umsehen.

Titelbild

Veit Heinichen: Gib jedem seinen eigenen Tod. Roman.
Paul Zsolnay Verlag, Wien 2001.
332 Seiten, 20,30 EUR.
ISBN-10: 3552049959

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