Das Leben ganz ergreifen

Andrea Barnet und ihr fabelhaftes Buch über die "Wilden Zwanziger" in New York

Von Ingeborg GleichaufRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ingeborg Gleichauf

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Dass die Moderne in den Metropolen New York, Paris und Berlin ohne die enorme Präsenz außergewöhnlicher Frauen nicht denkbar ist, gehört mittlerweile zum Allgemeinwissen. Dass sie nicht über einen Kamm zu scheren sind, keineswegs. Hier ist noch einiges aufzuarbeiten und Andrea Barnet hat diese Arbeit ein gewaltiges Stück voran getrieben. Sie beschränkt sich auf New York und schildert die Aufbruchsstimmung, die in den Stadtteilen Harlem und Greenwich Village herrschte. Ein besonderes Verdienst der Recherchen von Barnet ist es, zu zeigen, wie hart all die porträtierten Frauen gearbeitet haben. Zu fassen sind sie alle nicht ganz, es ist, als hätten sie in gewisser Weise in einer Zeitenlücke gelebt. Im Gefühl, das Leben könne jeden Moment neu beginnen, haben sie Gedichte und Theaterstücke und Romane geschrieben, gesungen, getanzt, Verlage gegründet, Salons geführt. Ihre Namen sind Djuna Barnes, Margaret Anderson, Mina Loy, Isadora Duncan und viele andere. Die meisten kannten einander, manche waren befreundet, manche hatten eine Liebesbeziehung. Sie waren häufig einsam und verzweifelt, tranken Alkohol in Mengen. "Aber dennoch schien die Kraft dieser Frauen, sich selbst immer wieder neu zu 'erfinden' - und das gegen oft ungeheure Widrigkeiten - unerschöpflich zu sein."

Bemerkenswert auch die Fotos, die mit dem Text zusammen ein genaues Bild dieser schillernden Frauen geben.

Titelbild

Andrea Barnet: Crazy New York. Die Frauen von Harlem und Greenwich Village.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Kyra Stromberg.
ebersbach & simon, Dortmund 2001.
240 Seiten, 25,50 EUR.
ISBN-10: 3934703275

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