Atemhaus für Helen

Klaus Voswinckel hat erneut ein Apulien-Buch geschrieben

Von Lutz HagestedtRSS-Newsfeed neuer Artikel von Lutz Hagestedt

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Im Mittelpunkt steht Helen, von der es heißt, daß sie dem Leben des Erzählers einen besonderen Akzent gegeben habe, "Schwünge und wilde Kurven". Man hat sich in Paris kennengelernt und ist jetzt Kommunarde auf einer ehemaligen Meierei in Apulien, Süditalien, jetzt Künstlerkolonie, Société, fixe Idee. Hier ist der "Schreibort" des Erzählers, hier hat Helen ihr Atelier, hier baut sie ihre Skulpturen oder gießt heiße, flüssige Metalle in gewachste Formen.

Helen hat sich in ihrer Pariser Zeit für die Kunst entschieden; lernte Giacometti kennen und durfte sich mit ihm über die eigenen Bilder unterhalten; mit fünfzig hat sie ein zweites Leben in Apulien begonnen. Ein ungesundes Leben, man ahnt schon bald, daß es um Helen nicht gut steht: "Sie lebt nur noch von Campari und Zigaretten... / Sie verbrennt sich in einer unglaublichen Langsamkeit... / Sie lebt... Mit einer in sich verbrennenden Lunge." Dieser Typ Frau also. Der Erzähler setzt sich hin und schreibt ihr ein "Atemhaus". Was hier einerseits pathetisch klingt, andererseits nüchtern so dahingesprochen ist, gibt dem Roman bereits eine Lebensverlustperspektive vor. "L`Écriture du désastre" heißt es in Anspielung auf Maurice Blanchot. Aber selbst wenn Voswinckels Roman kein "Ort der Beruhigung" ist, sondern eher ein Ort existentieller Durchgänge, ja Bedrohungen, so liest er sich doch wie eine Übung in Kontemplation.

Titelbild

Klaus Voswinckel: Helen. Mediterrane Botschaften.
Verlag publication Bibl. D.Provinz, Weitra 1999.
226 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-10: 3852523125

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