Ein Sammelband zur "Konstruktion des Jüdischen", herausgeben von Michael Konkel, Alexandra Pontzen und Henning Theissen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Frage nach dem, was "typisch jüdisch" ist, hat nach der Shoah ihre Unschuld verloren.

Auch deshalb sollte heute die Frage nach dem "Was", nach dem Gegenstand "des Jüdischen", durch die Frage nach dem "Wie", nach dem Verfahren seiner Konstruktion, ersetzt werden. Welche Strukturen haben Konstruktionen des Judentums, und welche Funktionen erfüllen sie innerhalb von Politik, Wissenschaft, Kunst und Literatur?

Der vorliegende Band versteht sich als (erster) Beitrag zu einer Funktionsgeschichte der Konstruktion des Jüdischen in der deutschen Kulturgeschichte. Fallstudien, Einzelanalysen und systematische Überblicke führen exemplarisch vor, mit welchen Verfahren, Formen und Medien die Konstruktion des Jüdischen in Theologie, Kunst und Wissenschaft funktioniert. Die Beiträge konzentrieren sich auf die für das deutsch-jüdische Verhältnis signifikante Zeit von Kaiserreich und Weimarer Republik und auf drei Themenkomplexe:

- die Strukturmuster der jüdischen Selbst- und Fremdwahrnehmung;

- die Intentionen und Folgen, die mit der Etablierung der Leitdifferenz jüdisch/christlich, deren Ablösung durch die Differenzierung jüdisch/deutsch und schließlich deren Ineinssetzung mit der Opposition arisch/jüdisch verbunden waren;

- die emblematischen Formen und politisch-ästhetischen Aufgaben, die die Kollektivsymbolik in den Medien des Interdiskurses seit der Jahrhunderwende übernimmt.

Der Blick richtet sich gleichermaßen auf innerjüdische wie außerjüdische, philo- wie antisemitische Bestrebungen und Versuche, "das Jüdische" in unterschiedlichen Disziplinen, Diskursen und Lebenswirklichkeiten zu entwickeln, zu verstehen und zu instrumentalisieren.

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Titelbild

Michael Konkel / Alexandra Pontzen / Henning Theissen (Hg.): Die Konstruktion des Jüdischen in Vergangenheit und Gegenwart.
Schöningh Verlag, Paderborn 2003.
239 Seiten, 35,80 EUR.
ISBN-10: 3506723669

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