Literaturmuseen, Tourismusziele, Pilgerstätten
Der Journalist Peter Braun stellt "Dichterhäuser" deutschsprachiger Autoren aus drei Jahrhunderten vor
Von Michael Grisko
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseGrabstätten, Autographen und nicht zuletzt Häuser gelten als letzte Horte jenes ingeniösen Fluidums, das die 'wahren' Dichter aller Zeiten über die Poeten des Alltags erhebt und ihnen den Platz im imaginären Olymp des literarischen Kanons zuweist. Vor allem die heute zu Gedenkstätten und Literaturmuseen umgebauten Veranstaltungshäuser fungieren als Geburts- und Eingebungsorte jener großen männlichen und weiblichen Heroen, deren Leben und Werk heute die heimischen Regale und akademischen Köpfe füllen.
Der Radiojournalist Peter Braun hat eine Reihe dieser deutschen Dichterhäuser zusammen- und in dem knapp 220 Seiten starken und mit dem unprätentiösen Titel "Dichterhäuser" versehenen Buch vorgestellt. Die weiter nicht begründete Auswahl führt uns in 14 Häuser in dreizehn Orten und macht uns mit dem Lebenslauf von 14 kanonischen Autorinnen und Autoren aus knapp 300 Jahre Literaturgeschichte bekannt. Goethe und Schiller dürfen dabei ebenso wenig fehlen wie Bertolt Brecht, Thomas Mann, Christian Dietrich Grabbe, E. T. A. Hoffmann, Jean Paul, Justinus Körner, Friedrich Hölderlin, Hermann Hesse und Georg Trakl. Die zwei weiblichen Vertreter sind Marielusie Fleißer und Annette von Droste-Hülshoff.
Es finden sich also keinerlei Überraschungen bei den Porträts, die auf jeweils knapp 15 Seiten das Leben der Autorinnen und Autoren flott Revue passieren lassen, die wichtigsten Werke mit Titel und Entstehungsgeschichte kurz umreißen und zudem einige Fotos von den Häusern, die vielfach nur noch zu Anlässen werden, präsentieren. Mit Blick auf die vornehmlich touristische Klientel verkneift sich Braun tiefergehende literaturhistorische Einordnungen, setzt auf das Anekdotische und beschreibt das vom Klappentext versprochene "Wie sie lebten, wo sie schrieben", ohne selbst den Anspruch zu erheben, den heutigen Häusern eine Aura ihres ehemaligen Mitbewohners zu verleihen. Die eventuell bestehenden Dauerausstellungen werden zwar im sich anschließenden knappen Serviceteil genannt, jedoch im Textteil nicht weiter ausgeführt. Fazit: Pointiert geschriebene Einstiegslektüre mit Urlaubsfaktor. Die Aura und das Geheimnis bzw. die spezielle Faszination der "Dichterhäuser" gilt es also vor Ort und im Rahmen einer individuellen Lektüre selbst zu erkunden.
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