Afghanistan - Düsseldort - Afghanistan

Horst Eckerts siebter Düsseldorf-Krimi

Von Martin GaiserRSS-Newsfeed neuer Artikel von Martin Gaiser

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das "Kommando Spezialkräfte", eine Sondereinheit der Bundeswehr, ist normalerweise nicht in den Medien. Um so ungewöhnlicher, dass es dieser Tage gleich zweimal in Erscheinung tritt; einmal, weil ein General aufgrund eines politisch unklugen und moralisch inakzeptablen Beifalls unehrenhaft entlassen wurde, ein weiteres Mal, weil Horst Eckert diesen Verband in seinen neuen Krimi eingebaut hat. Und diese Analogie ist bei weitem nicht die einzige Verbindung von Gegenwart und fiktiver Romanhandlung. In "Purpurland" schickt der mehrfach ausgezeichnete Autor einen jungen Elitesoldaten nach Afghanistan. Dieser staunt dort über eine angebliche Hilfslieferung, die statt Hilfsgütern deutsche Waffen beinhaltet. Tim Sander, der sich nach seiner jungen hübschen Frau Julia sehnt, gerät im Hinterland, wo die Felder purpurn leuchten, weil jeder Flecken Erde mit Mohn bepflanzt ist, in sogenanntes "friendly fire". Ein freier Journalist treibt sich zur gleichen Zeit in dem beschossenen Dorf herum, von ihm wird später noch die Rede sein. Nach seinem Auslandseinsatz kommt Sander erst einmal zur Reha nach Radolfzell am Bodensee, wo er die flüchtige Bekanntschaft des Düsseldorfer SEK-Polizisten Felix May macht, der sich gerade vom Trauma eines im Einsatz unschuldig Erschossenen zu erholen versucht. Das Bindeglied der beiden Männer ist Düsseldorf, wo Julia Sander vorübergehend wohnt. Kaum zurück in Düsseldorf, stößt May bei Ermittlungen auf eine Leiche, die Leiche Julia Sanders. Wie in seinen vorherigen Romanen stellt Horst Eckert nicht eine Figur ins Zentrum seines Buches, sondern die Düsseldorfer Kripo mit ihrem Hauptsitz, "Die Festung" genannt insgesamt. Die ermittelnde Kommissarin Ela Bach vom KK 11 und der persönlich involvierte Felix May bilden das Zentrum, um das weitere aus früheren Romanen bekannte Personen gruppiert sind, so etwa Benedikt Engel, der ein Verhältnis mit Ela Bach hat. Durch diese Konstruktion muss Eckert sich nicht immer auf dieselbe Person beschränken, hat mehr Gestaltungsspielraum, sowohl im Privat- und Seelenleben der jeweiligen Hauptfigur, als auch bezüglich deren fachlichen Qualifikationen und beruflichen Vorgehensweisen. Horst Eckert schreibt mit Präzision aus dem Alltag der Polizisten, und scheint ihre Psyche sehr gut zu kennen, z. B. das latent agressive Verhalten, das durch den extrem hohen Druck seitens des Präsidiums und der medialen Öffentlichkeit entsteht. Ela Bach beispielsweise zweifelt andauernd an ihren Fähigkeiten, fragt sich, wann ihr Liebhaber und Vorgesetzter Engel sie ihrer Funktion entheben wird. Der atemlos mitverfolgende Leser begleitet in diesem gleichermaßen realistischen wie äußerst spannenden Krimi die Polizisten auf ihren unterschiedlichen Spuren und weiß lange Zeit nicht, welche Auflösung der Autor für ihn parat hat.

Im Epilog führt Horst Eckert den eingangs erwähnten Journalisten noch einmal nach Afghanistan, wo dieser eine erstaunliche Entdeckung macht und eine nicht minder erstaunliche Entscheidung trifft. "Purpurland" ist ein veritabler Beleg dafür, dass sich deutsche Krimis vor denen ihrer international renommierten Kollegen nicht verstecken müssen.

Titelbild

Horst Eckert: Purpurland. Roman.
Grafit Verlag, Dortmund 2003.
280 Seiten, 9,40 EUR.
ISBN-10: 3894252847

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