Die unterschlagene Enzyklika. Der Vatikan und die Judenverfolgung.

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Im Sommer 1938 beauftragte über achtzigjährige Papst Pius XI. den jungen amerikanischen Jesuiten John LaFarge mit dem Entwurf einer Enzyklika, die mit der Autorität des Papstes gegen Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus protestieren sollte. Bevor Pius XI. die Enzyklika jedoch publik machen konnte, starb er. Das Dokument wurde von seinen Nachfolgern unterschlagen, ja bis heute weigert sich der Vatikan, die Enzyklika zu veröffentlichen. Der Benediktinerpater Georges Passelecq und der Historiker Bernard Suchecky haben den in einem amerikanischen Archiv entdeckten Entwurf dann 1995 erstmals publiziert, zusammen mit der über Jahrzehnte sich hinziehenden Geschichte der "unterschlagenen Enzyklika". Als skandalös erweist sich dabei jedoch weniger die Unterschlagung als solche. Den eigentlichen Skandal macht vielmehr die Tatsache, daß der theologische Antijudaismus sich entgegen aller Beteuerungen letztlich als eine radikale Spielform des Antisemitismus zu erkennen gibt. Das Buch, das 1997 im Hanser Verlag erschien, liegt nun als Taschenbuch vor.

Geret Luhr

Titelbild

Georges Passelecq / Bernard Suchecky: Die unterschlagene Enzyklika. Der Vatikan und die Judenverfolgung.
Propyläen Verlag (Ullstein), Berlin 1999.
336 Seiten, 15,30 EUR.
ISBN-10: 3548265634

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