"Französische Dichter und ihre Häuser" als Begegnungsstätten des Geistes

Ralf Nestmeyer auf den Spuren der künstlerischen Aura

Von Michael GriskoRSS-Newsfeed neuer Artikel von Michael Grisko

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Literaturhäuser sind bürgerliche Begegnungsstätten des Geistes. Die immer noch mysteriöse Aura des künstlerischen Schaffens kondensiert und materialisiert sich in diesen Häusern. Hier will man dem Künstler begegnen, eine Verbindung von Literatur, dem individuellen literarischen Erlebnis und dem Autor herstellen. Als bildungsbürgerliches Erlebnis, als didaktischer Kniff, als Museum: die Attraktivität ist ungebrochen.

Ralf Nestmeyer hat sich in Frankreich auf Spurensuche begeben. Herausgekommen sind 17 Porträts französischer Autorinnen und Autoren. Kein wichtiger fehlt: Balzac und Hugo in Paris, Dumas, Zola, Proust, Sand, Corneille, Cocteau: die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Auch außergewöhnlichere und unbekanntere Namen finden sich. Die zwischen sechs und 20 Seiten variierenden Essays informieren kurzweilig über das Leben, die Geschichte des Hauses und geben einige Hinweise zur aktuellen Ausstellungsgestaltung, wobei der touristische Serviceteil im engeren Sinne sehr knapp gehalten ist. So stehen Anekdoten, biografische Informationen und literargeschichtliche Exkurse in einem attraktiven Verhältnis zueinander. Attraktiv ist auch die Ausstattung und der Preis. Im Innenteil mit Farbbildern versehen und im praktischen Handtaschenformat erweist sich das Buch nicht nur als ideale Lektüre für Café und Zug, sondern auch als informativer und zuverlässiger Begleiter vor Ort.


Titelbild

Ralf Nestmeyer: Französische Dichter und ihre Häuser.
Insel Verlag, Frankfurt a. M. 2005.
262 Seiten, 10,00 EUR.
ISBN-10: 3458347933

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