Wie ein leichter Sommerwein

Herbert Asmodis neuer Roman "Adieu les belles choses"

Von Anton Philipp KnittelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Anton Philipp Knittel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Max Bartolyn, alternder Dandy und Held des neuen Romans des Lyrikers, Erzählers, Dramatikers und vor allem Drehbuchautors Herbert Asmodi führt am Ende dieser Roman-Erinnerung das unstete Leben als Bohemien weiter. Der Plot der teilweise recht versatzstückhaft gestrickten Geschichte ist schnell erzählt. Bartolyn, mondän-lebenskünstlerischer Sohn einer bayerischen Bankiersfamilie, ist finanziell abgebrannt. "Die Hand des Schicksals ruhte schwer auf ihm", so die allzu triviale Umschreibung, die - wie manche um der Pointe willen gesetzte Formulierung - in einem ansonsten stilistisch durchaus gelungenen Roman stört.

Teuere Hotelrechnungen kann Max nicht mehr begleichen. Es bleibt, nachdem auch sein russischer Spezi Jussupoff, dem er einst 40.000 Dollar geliehen hatte, nicht auffindbar ist, nur noch die trickreiche Auslösung durch den Bruder Otto. So bricht Max, nicht geläutert, in das ebenso gutbürgerliche wie auch langweilige Leben des erfolgreichen Bankers und dessen Frau Berthe ein. Und es kommt, wie es bei der verkappten Geschichte vom verlorenen Sohn fast zwangsläufig kommen muss: Berthe und Max, die einst ein Paar waren und die auch noch einen gemeinsamen Sohn haben, wovon Max bislang nichts wusste, verlieben sich wieder ineinander. Aber ein Happy-End findet diese Liebe auch in ihrer Neuauflage nicht. Berthe kehrt zu Otto zurück, und Max heftet sich, mit Ottos Geld ausgestattet, auf dem Münchner Flughafen "an die Flanke" einer Blondine im "Jaguarmantel". Sie trägt einen Mops auf dem Arm, was ihm Anlass gibt, sie ins Gespräch zu verwickeln: Zwar habe der "alte Brehm" geschrieben: "Die Welt verliert nichts, wenn dieses abscheuliche Tier mitsamt seiner Nachkommenschaft den Weg allen Fleisches geht." Er dagegen "halte es mit einem berühmten Buche, das eine einzige Liebeserklärung an diese Rasse ist. Es beginnt mit dem entwaffnenden Satz: Ein Mops ist zu gar nichts nütze."

In Asmodis "Letzte Nachrichten aus Nostalgia" merkt man einmal mehr den erfolgreichen Drehbuchautor, der eine einfache Handlung dramaturgisch geschickt in Szene setzen kann. "Adieu les belles choses" beherbergen zwar nicht jene "Tausende von Flaschen", die Max mit so manchem Kellermeister begutachtet haben will, vielmehr kommen sie wie ein leichter Sommerwein daher, der, in kleinen Dosen goutiert, keinen schweren Kopf zurücklässt. Und manchmal ist das auch nicht schlecht.


Titelbild

Herbert Asmodi: Adieu les belles choses. Letzte Nachrichten aus Nostalgia. Eine Erinnerung.
Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2006.
174 Seiten, 17,80 EUR.
ISBN-10: 3882218673

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