100 Kurzporträts deutschsprachiger AutorInnen
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseAus der 2004 erschienen dritten Auflage seines "Autoren Lexikons" hat der Metzler Verlag noch im selben Jahr einhundert Porträts namhafter deutschsprachiger AutorInnen ausgewählt und sie in einer günstigen Taschenbuch-Ausgabe zusammengestellt. Die namentlich gezeichneten Artikel umfassen in der Regel zwei bis fünf Seiten. Ihre Gewichtung zwischen Vita und Œuvre fällt zwar recht unterschiedlich aus, wem die weithin bekannten AutorInnen jedoch unbekannt sind, der darf sich über die Grundzüge ihres Lebens und Werks im Allgemeinen recht gut informiert fühlen. Einige Ärgernisse sind allerdings inbegriffen. So schreibt Bernd Lutz über Ingeborg Bachmann, dass "die B." im Jahre 1952 den Komponisten Hans Werner Henze kennen gelernt und sich in ihn verliebt habe. Doch sei sie in "ihrer an Kleist erinnernden Unbedingtheit des Gefühls" an Henze "[ge]scheitert".
Das ist Kolportage. Ganz abgesehen davon, dass ,der' Lutz Henzes Homosexualität kurzerhand unter den Tisch fallen lässt. Mit ihrem Roman "Malina", raunt er weiter, habe Bachmann womöglich ihr "eigene[s] Sterben" - also ihren Tod infolge eines Brandunfalls, der Lutz zufolge allerdings auch nur die "offizielle Version" der tatsächlichen Todesumstände ist - "hinüberretten und damit bewahrheiten wollen".
Ansonsten glaubt 'der' Lutz in Bachmanns später Prosa "eine neue, weibliche Form des Schreibens" zu erkennen; ganz so, als habe es die letzten Jahrzehnte gender-theoretisch aufgeklärter Literaturwissenschaft nicht gegeben.
R. L.
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