Dieter Lamping über Karl Jaspers als philosophischen Schriftsteller und sein „Schreiben in weltbürgerlicher Absicht“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Scherenschnitt von Simone FrielingKarl Jaspers gilt als ein Philosoph ohne schriftstellerischen Ehrgeiz, obwohl er der meistgelesene Philosoph der jungen Bundesrepublik war. Hannah Arendt ist die erste gewesen, die zwischen seiner Art zu schreiben und seinem weltbürgerlichen Denken eine Verbindung hergestellt hat. Diesem Hinweis geht das Buch von Dieter Lamping nach, vor allem im Hinblick auf die Bücher und Aufsätze, mit denen Jaspers ein großes Publikum erreichte. Tatsächlich, so zeigt Lamping, liegt ihnen ein eigenes schriftstellerisches Selbstverständnis zugrunde, das Jaspers andeutete, wenn er von sich als „der denkende Schriftsteller“ sprach. Der Ausdruck meint einen besonderen Autoren-Typus, nicht Dichter und nicht Gelehrter. Kennzeichnend für ihn ist eine Sprache, die in ihrer Syntax, ihrem Lexikon und ihrer Metaphorik Ausdruck eines eigenständigen, von Jaspers ‚ursprünglich‘ genannten Denkens sein sollte, auf ästhetische Gestaltung aber bewusst verzichtete. Dem Selbstverständnis des denkenden Schriftstellers liegt dabei eine Ethik zugrunde, die Jaspers in der Auseinandersetzung mit dem Typus des ‚Literaten‘ entwickelte, der ihm an Ende seines Lebens in der Kontroverse um Hannah Arendt wieder begegnete und den er schon früher besonders in Voltaire und Thomas Mann verkörpert sah.

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Titelbild

Dieter Lamping: Karl Jaspers als philosophischer Schriftsteller. Schreiben in weltbürgerlicher Absicht.
J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2018.
160 Seiten, 19,99 EUR.
ISBN-13: 9783476046871

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