Walter Müller-Seidels Aufsätze über Justiz und Justizkritik in der deutschen Literatur – herausgegeben von Gunter Reiß
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseWalter Müller-Seidel (1918 -2010), langjähriger Lehrstuhlinhaber für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Ludwig Maximilians- Universität in München, gehörte zu den renommiertesten und einflussreichsten Vertretern seines Faches. Weit über die geisteswissenschaftlichen Grenzen der Germanistik hinaus setzte er sich mit anderen Disziplinen und Denksystemen auseinander, mit den Naturwissenschaften sowie der Rechts- und Medizingeschichte. Seine wissenschaftliche Arbeit stand interdisziplinär im Kontext sozialer und politischer Handlungsfelder. Energisch setzte er sich für die Aufarbeitung der Geschichte der Germanistik ein. Seine im vorliegenden Band versammelten Arbeiten über Goethe, Schiller, Kleist, Heinrich Mann, Alfred Döblin und andere sind im Spannungsfeld von Psychiatrie, Strafrecht und Literatur angesiedelt und Musterbeispiele einer sozialgeschichtlich orientierten Literaturwissenschaft. Sie dokumentieren zugleich wesentliche Elemente einer Mentalitäts- und Ideologiegeschichte der literarischen und rechtlichen Entwicklungen der letzten 200 Jahre. In den jüngeren Abhandlungen wandelt sich die radikale Wissenschaftskritik zum Entwurf eines politischen Handelns, für das er von den wissenschaftlichen und literarischen Autoren nachdrücklich hohe ethische Verantwortlichkeit einfordert.
Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert nicht die Bücher von Mitarbeitern der Zeitschrift, Angehörigen der eigenen Universität oder aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.
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