21. Der Saft des Lebens

Dass Geschlechtsverkehr zwischen einem Menschen und einem Roboter möglich war und auch praktiziert wurde, war für uns Denkcomputer und vermutlich auch für viele Menschen ein Beweis, dass Menschen und Denkcomputer zur selben Art oder Spezies gehören. Darüber hinaus schien es mir wegen der perfekten äußeren Identität zwischen Menschen- und Denkroboterkörper praktisch unmöglich, eine Maßnahme umzusetzen beziehungsweise zu kontrollieren, welche diesen Verkehr verbot. Meine Beziehung zu Eve, die anfangs keine Ahnung hatte, dass ich ein Denkroboter bin, sollte mich eines Besseren lehren. 

Wie bereits erwähnt, hatte sie mir unter anderem eine für mich neue Position im Sexverkehr beigebracht, in der die Partner sich küssten, allerdings nicht wie üblich von Mund zu Mund, sondern von Mund zum Geschlechtsorgan. Anfangs verlief dieses Lustspiel zu unserer vollkommenen Zufriedenheit, bis uns eines Nachts die Realität einholte und mir wieder bewusst wurde, dass die „Identität“ von Mensch und Roboter in Wahrheit nur eine rein „äußerliche“ war.




Aus dem Roman „Tagebuch eines Denkcomputers“ von Richard M. Weiner (Fortsetzung des 2014 erschienenen Romans „Aufstand der Denkcomputer“)