Ich muss erzählen

 

11.8.2011

Die unteren Stufen der Treppen vom Strand sind im Sand versunken. Fängt so eine Wanderdüne an?

Wind und Regen haben zu-, die Temperaturen abgenommen. 12 Grad um sieben, acht, neun? Es könnte der erste Tag sein, wo ich vor dem Müsli nicht ins Wasser gehe. Nun – das Wetter, das wir heute haben, gibt es morgen nicht mehr. Und ein schlechteres auch nicht. Es kann nur besser werden. Die Schwalben hatten Recht, als sie am Boden blieben.

Ich werde Ich muss erzählen von Mascha Rolnikaite zu Ende lesen. Es ist so schwer, aber einmal drin, muss ich da durch. Mit soviel Scham. Diese unvorstellbar teuflischen Menschen waren Deutsche. Wie ich. Ich schäme mich, dass ich irgendwann aufgehört habe, mich zu schämen. Wann eigentlich? Darf das überhaupt sein? Ich schäme mich für einen Hans, einen Max, einen Otto. Wo sind solche Menschen – die kleinen, nicht die großen – heute? Was tun sie, wie leben sie? Wo ist das Böse jetzt – überall? Stutthof – das KZ war Maschas letzte Station ihres Leidenswegs – ist nicht weit, Wilna/Vilnius ist die Mitte Europas.
Die letzten Worte von Kafkas Prozess waren noch nie so richtig wie hier – es war, als sollte die Scham ihn überleben.

Und ich? Muss nur einen Schritt machen, und schon bin ich in der Welt. Unter Spatzen. Sie leisten mir Gesellschaft bei meinem Kaffee am Hafen. Da, wo die LANA liegt, das alte Segelschiff, mit dem ich übermorgen ins Memeldelta fahren will. Der sie fährt, spricht deutsch – warum? Die Ureltern und Großeltern lebten schon hier, als es noch deutsches Memelland war, mit ihnen hat er deutsch gesprochen und es noch nicht verlernt. Er sieht schweigsam aus. Ob er mehr erzählen wird?

Auf dem Übergang durch die Dünen zum Meer habe ich den „Ossi“ aus Bremen wieder getroffen, mit dessen Familie ich auf der Fähre an einem Tisch gesessen habe. Er ist inzwischen in Cranz und Rauschen gewesen und schüttelt beim Erzählen fortwährend verständnislos den Kopf. „Sie wollen uns nicht,“ sagt er – keine Touristen, keine Deutschen? Das Ausfüllen der Formulare sei für einen, der nicht Russisch kann, kaum zu schaffen. Er hat Russisch in der DDR gelernt und konnte einem verzweifelten Österreicher helfen. Ein Fehler, und das Blatt wird zerrissen, man kann von vorn anfangen. Schließlich geht es darum, dass das Auto morgen ausgeführt und abends wieder eingeführt werden muss. So würde es mit dem Fahrrad schneller gehen? – Wahrscheinlich. Kopfschütteln, immer wieder Kopfschütteln. Und dann die Straßen! Vielleicht gibt es deshalb so viele russische Geländewagen? 
Rauschen? Das sei DDR – Imbisskultur vor neuen Betonbauten. Cranz? Da habe ich laufen gelernt. Ein paar Häuser seien noch so, dass man sich vorstellen kann, wie es einmal war. Jedenfalls ist der Bremer enttäuscht, sehr enttäuscht. Freut sich auf Polen, dem er mit offenen Armen entgegengehen wird, dank der EU! Welches Glück! Aber eines hebt er sich noch auf: Wenn er bei der Reise durch Russland den letzten Stempel hat, – er will durchs Land, nicht darum herum fahren, die Visa für seine vierköpfige Familie hat er schon – dann wird er sagen: „Warum machen Sie das? Ich bin ein Freund Ihres Landes, habe Ihre Sprache gelernt – warum machen Sie das?!“ Ein kleiner Triumph soll es sein.
Vielleicht hätte er den Russen nur bestechen müssen?
Wenn das noch einmal anders wird, solange ich Zeit habe, dann komme ich auch. So lieber nicht. Dem Bremer wünsche ich eine gute Reise durch “Kaliningrad Oblast“ – mit Anführungszeichen läuft der Name über GPS durch mein Bild. Warum eigentlich die Anführungszeichen?

Mein blauer Daumen fragt mich auch beim Schreiben, ob ich mich nicht von diesem Auto trennen sollte, das mir oft Ärger und jetzt auch Schmerzen macht. Als ich die Tür mit dem Daumen aufhalten will, drückt sie erst recht zu, der Daumen klemmt fest, bis ich die Tür schnell mit der linken Hand aufreiße. Verdammt, tut das weh. Besonders in der Nacht.  

Als ich mit meinem neuen Combo zum ersten Mal nach Sylt gefahren bin, hat er mich morgens um halb sechs auf meinem Rastplatz ausgeschlossen. Ich will aus dem Schlafsack zum Pinkeln in den Wald und höre das Ssst des Abschließens, als ich die Tür nur zumache. Der Schlüssel steckt im Zündschloss, und ich stehe in Leggings und T-Shirt da, natürlich ohne Handy.
Es war die erste Ausfahrt nach Fulda, das bei mir immer noch Fuldafuldahieristfulda heißt, seit dieser Weckruf uns bei unseren Familienfahrten in die Sommerferien auf der Insel jedes Mal wieder nachts um drei oder vier Uhr fast von den Liegen geworfen hat.  Irgendwann muss die DBB ein Einsehen gehabt haben – oder war es erst die DB? – und hat mit dem nächtlichen Brüllen auf den Bahnhöfen aufgehört. Nur ich höre es noch immer, wenn ich Fulda näher komme.
Im zweiten Jahr mit dem Combo war es lustiger in Fulda. Da holten mich ein langer Holländer, der hinten anhob, und ein dicker Ossi, der sich vorne draufsetzte, aus dem Graben, in den ich mit einem Rad gerutscht war nach meinem Frühstück. Danach haben wir zusammen Kaffee getrunken, und der Ossi hat mich nach Spanien eingeladen.
Diesmal bin ich ohne anzuhalten an Fulda vorbeigefahren. 

17.00. Nach sinnlosem Herumfahren, gefühlte 20, gemessene 5 km, bin ich kraftlos, müde und sehr, sehr traurig in einer Dünenkuhle gelandet zwischen abziehenden und aufziehenden Regenwolken. Ich wollte nach Hause kommen. Mein Fahrrad steht da, wo ich seit einer Woche lebe. Da komme ich wenigstens ein bisschen nach Hause. In die Kuhle gekauert, denn es fängt schon wieder leicht zu regnen an, bleibe ich, denn im Westen sieht es wieder heller aus. Da lausche ich der Brandung, die mir von den Tiefen der Erde erzählt.
Jetzt verstehe ich, warum ich das Tagebuch von Mascha R. hier gelesen habe. So nah war ich dem Anfang meiner Heimatgeschichte noch nie.
Ich spüre gleichzeitig das grauenvolle Unglück und den maßlosem Schmerz der Unschuldigen und den eigenen kleinen Schmerz.

12.8.2011

Diesen Tag empfange ich mit großer Dankbarkeit: danke, dass ich hier sein darf. Danke.
Danke den Menschen, die mir meine Geschichte verzeihen. Ich darf neu anfangen.
Wo gestern gar nichts ging. Nicht baden, nicht Rad fahren, nicht laufen, nur kauern in der Dünenkuhle.
Ich dachte: Das war’s. Mehr musst du nicht wissen. Geh dahin, wo du jetzt zuhause bist.

Der stürmische Regen ist ein ruhiger Landregen geworden. Dazwischen war eine Nachmittagspause. In der Nacht kein lautes Trommeln mehr aufs Dach, sondern gleichmäßiges Rauschen. Trotzdem war das Einschlafen schwer. Wie eigentlich immer, seit ich mich auf den Weg gemacht habe.
Regen, nich Regen, ich gehe baden. Danke, dass ich hier baden gehen darf.
Als ich mich wieder anziehe, kommt der Nackte, der seine Sachen neben meine auf die einzige Bank hier gelegt hat, und das Laba diena geht mir ganz natürlich über die Lippen. Wie von selbst. Er sagt: Labas ritas - Guten Morgen – vielleicht weiß ich das morgen auch noch? Danke.
Eine Woche Nidden/Nida fühlt sich an wie drei Wochen. Eigentlich genug, wenn es danach geht, wie viel ich erlebt habe.

Die Ludwigsburger sind aus Memel und Insterburg. Dort ist sie in dem Krankenhaus zur Welt gekommen, in dem meiner Mutter vom Herrn Professor geholfen wurde, dass sie schwanger werden konnte mit mir. Sonst gäbe es diesen Text gar nicht.
„Woher kommen Sie?“ hatte sie über den Parkplatz gerufen. „Mein Mann sagt: Die kommt aus Ostpreußen! Und der hat immer Recht.“ – „Ja, ich bin in Masuren geboren.“ – „Wo?“ – „In Goldap.“ - „Goldap?! Da war ich immer in den Ferien bei der Oma. An die Goldap sind wir immer gelaufen und im See haben wir gebadet, das war wunderschön!“
Ob sie mal beim Tarnowski am Markt eingekauft hätte? Nein, sie wurde immer zum Konje geschickt.
Und zu ihm: „Da hast du wieder Recht gehabt!“ Er sehe das eben. Neulich habe er einem Steuerberater den Steuerberater auf den Kopf zugesagt. Und wofür hält er mich? Er muss noch überlegen. Da bin ich mal gespannt, was er aussucht aus meinem Angebot. Er hat ja immer Recht.
Der große schlanke weißhaarige Herr und die alte Dame – Jahrgang 29 – mit dem schönen Mund in dem feinen alten Gesicht sehen so aus, wie ich mir die alten Adligen, die ostpreußischen Grafen vorstelle. Ich hoffe, ich treffe die beiden noch einmal, um sie zu fragen und von ihnen zu hören, was ich bin. Wo er doch immer Recht hat.

Am selben Ort hält vierzehn Stunden später ein russischer Kleinbus. Es steigen ein älteres  und ein jüngeres Paar und ein Junge von 10, 12 Jahren aus. Der in Military-Hose und T-Shirt. Ein für mich nicht erkennbarer Schaden am Auto wird begutachtet, alle fünf laufen nach vorne, um die Stoßstange anzuschauen und prüfend anzufassen. Die beiden Männer rauchen und die beiden Frauen wirtschaften ums Auto herum. Der Junge stellt sich breitbeinig auf die Straße, hält den linken Arm wie ein Gewehr hoch und krümmt mit angewinkeltem rechtem Arm mehrmals den Mittelfinger, auf das Auto zielend, das an ihm vorbei fährt.
Ach, bitte nicht. Das hätte ich jetzt lieber nicht gesehen. Wie soll man da mit den Vorurteilen fertig werden?
Die zweiten Zigaretten werden geraucht. Der Jüngere telefoniert, alle hören ernst und gespannt zu, dann wird geredet. Die Jüngere dreht fortwährend an einem Haarbüschel wie ein Kind beim Einschlafen. Er streicht sich manchmal über seinen Stachelkopf, der nur gerade fast nicht kahl geschoren ist, die helle Kopfhaut schimmert durch die höchstens zwei Millimeter langen Haare. Dann telefoniert er wieder, das gleiche gespannte Interesse, jetzt kommen weiße Sandwiches, dann die dritten Männerzigaretten und Aufbruch Richtung Klaipeda

13.8.2011

Vor 50 Jahren war ich auf Sylt, als die Nachricht von der Mauer umging.
Musste ich zu den Eltern nach Hause? Sollte Krieg sein? Wieder?
Geschichte? 

14.8.2011

Es war ein so sanfter Sonntag. Dankbar bin ich und glücklich. Sehr, sehr dankbar und sehr, sehr glücklich. Diese Mischung überschwemmt mich wie eine große weiche Welle aus der See. Als ich mein Lager in der Dünenkuhle aufräume und die nassen Decken in die Sonne lege, denn ich habe hier halb unter einer dicken Kiefer einen Regen überstanden in der Nacht. Bei dem flammenden Abendpink wollte ich nicht glauben, dass ein großer Regen kommen würde. 

Das sollte mir nicht noch einmal passieren: Bei Sonne machte ich gestern im Auto rum, an den Strand fuhr ich dann, kurz bevor es zu regnen anfing, und das Abendrot sah ich in den Heckscheiben meines Combo. Einfach immerzu daneben. Warum bloß. Also nicht noch einmal so.
Und es war dann auch so, wie ich dachte: Kleine Tropfen, einzeln, dann dichter und schwerer, dann wieder leichter und dünner und vorbei. Ein runder Mond in der Kiefer, ein Stern über mir. So bin ich ruhig eingeschlafen und lange im Bett geblieben. Als ich an den Strand schwimmen gehe, sind schon viele Menschen da. Es muss spät sein. Und ich bin sooo ausgeschlafen! Wie ruhig die See heute ist. Hinein! Und so sanft. Es ist schon über Nacht leiser und leiser geworden. Erst noch ein Murmeln, dann ein Flüstern. Vergessen scheint die laute Herausforderung der Tage zuvor. Komm her, ich zeig’s dir! – so klang es da oben am Übergang, und man musste alle Muskeln straffen, um standzuhalten. Unten am Flutsaum hörte es sich gestern schon Vertrauen erweckend an: Ich bin da und ich bin immer da.

Ich bin auch da. Danke.
Die Rolnikaite-Tagebuch-Lektüre hat meine Dankbarkeit noch verstärkt. Wie dankbar ist Mascha für jedes letzte bisschen Leben in all den unvorstellbaren Torturen. Unglaublich, unfassbar. Sie musste erzählen. Wie dankbar bin ich ihr dafür.

Ich sehe, wie schön sich die Litauerinnen heute gemacht haben! Lange, leichte, wehende Kleider, kleine und große Hüte, deren feines Geflecht das Sonnenlicht bricht auf dem Gesicht. Soviel blonde Haare, soviel braune Haut und so viele blaue Augen!
Vielleicht haben heute die Kiefernzapfen eine Chance, sich zu öffnen. Und die Grillen müssen ihr Schnarren nicht immer wieder unterbrechen. Und die Schwalben fliegen mir nicht mehr zwischen den Beinen durch. Der Himmel ist offen. Nicht nur für sie.

Und ich bin hier zu Hause. Mein Haus ist auf den letzten Parkplatz vor Russland gebaut. Vor meinen Fenstern werden die Himbeeren reif. Zum Strand hüpfe ich meistens mit dem Rad durch den Kiefernwald um die Stummel der irgendwann mal abgesägten Kiefern herum. Das dauert keine drei Minuten. 

Hallwitz heißen die Ludwigsburger. Irgendwann war einmal ein von dabei. Aber das haben sie versoffen, so Herr Hallwitz. Also doch kein Adel. Mich haben sie in der Lehre vermutet. Er: Wenn, dann aber ganz oben! Wie ich da hinauf gekommen bin, weiß ich nicht. Er sieht sich jedenfalls bestätigt, als ich erzähle, dass ich mal an der Uni gearbeitet habe.
Wir tauschen Lektüreerfahrungen aus.
Von Lehndorff bis GiordanoDönhoff bis Lachauer, für die Herr Hallwitz ein Zeitzeuge war. Ob ich die Rauschenbach gelesen hätte? Nein? Sie sei versöhnlich, sehr versöhnlich. Wie Mascha Rolnikaite. Ja. So soll es sein, bitte. Wir müssen darum bitten. 

Gestern dann ins Memeldelta. Wenigstens ein bisschen Memel. Hatte ich mir doch mal vorgestellt, auf diesem Fluss zu fahren. Wenn ich nicht mein Haus dabei haben müsste. Kann ja nicht als Schnecke an Bord eines Schiffes gehen.
Also die LANA. Sie ist voll mit deutschen Radfahrern und Nicht-Radfahrern. Ein Matrose lädt die Räder auf und prüft ab und zu die Klingel. Dann erzählt Manfred vom Haff. Dass es immer zufriert. Wie tief es ist. Welche Fische es gibt. Und er hat die Antwort auf die Frage nach dem Grün im Haff: das Haff „blüht“! So sagt man, wenn die Algen im Frühsommer treiben, erst sind sie grün, dann werden sie blau. Wenn man aus dem Wasser kommt, ist man auch grün und braucht die Dusche, das ist alles.
Wo ich eine Geschichte sehe, fange ich ein Gespräch an. Der Königsberger vom Chiemsee ist fünfjährig mit Mutter und Bruder und einem Leiterwagen 45 in Bremen angekommen, wo man ihnen sagte: Geht dahin, wo ihr hergekommen seid! Er hat sehr freundliche Falten, das Laufen fällt ihm schwer, so fährt er mit dem Rad heute noch nach Silute/Heydekrug. Nach Königsberg soll ich lieber nicht. Wieder ist die Rede von drei Stunden. Und die ganz und gar andere Stadt. Nur Rauschen, das sei noch, wie es war. Er ist der dritte, der für die Russen die Beschreibung „arrogant“ gebraucht, wie die Karin aus Memel, wie der Leipziger aus Bremen.
Und zu lesen für Igor bei Monika Maron. Ach Glück.
Beim Aussteigen humpelt er mir weg, der begeisterte Bayer, zu dem er geworden ist. Gehört er doch zu der anderen, der Radfahrergruppe.
Das Essen ist fröhlich. Litauer Bier und litauischer Schnaps helfen mit. Wir fragen die Besatzung nach dem Wort für „Prost!“ – Iswekata! Wir bauen Eselsbrücken, und einer sagt: „Is weg Kater! Das kann man sich doch merken!“

Vor der Vogelwarte, wo leider gerade kein Vogel zu beringen ist, sitzt ein Leprakrüppel und bietet kleine Tierfiguren an. Er rollt mit einer Konstruktion, wie sie die Afrikaner für Beinlose haben, eine Platte auf vier Rädern. Für eine Hand, die statt der fünf Finger nur einen verdrehten Stummel hat, liegt ein Griff zum Abstoßen neben ihm. In sein Gesicht ist Qual eingeschrieben. Ich nehme eine Schildkröte von ihm mit. Die anderen Figuren verstehe ich nicht, sehen fast wie Buddhas aus oder Schlangen. Meine Frage danach wird nicht verstanden. Drei Litas kostet eine. Soviel wie das Eis, das er gerade isst.
Auf der Rückfahrt erzählt einer, der es im Thomas-Mann-Haus gehört hat, dass die Fischer früher nicht schwimmen konnten, nicht schwimmen können wollten, sondern sich an ihren Kahn gekettet haben, mit dem sie untergehen wollten, wenn er unterging.
Die Gräber der Kuren in Nidden/Nida haben die Kreuze am Fußende. Zum guten Absprung ins Jenseits.
In Nida bleibe ich wieder allein. Irgendwie desorientiert laufe ich über den Festmarkt der litauischen Handwerker und höre dem Nidden/Nidaer Frauenchor zu. Da steht der Herr vom Schiff, mit dem ich über Sylt gesprochen habe, und bemerkt zu mir hin: „Das haben Sie auf Sylt nicht!“ Nein, sag ich. Aber singende friesische Männer, denk ich.
Ich nehme von dem Käse mit, den ich probieren konnte: guuut! Die Frau, die auf der Packung abgebildet ist, verkauft ihn selbst. In der litauischen Tracht steckt ein massiger Körper. Muss ich zweimal hinschauen, um ihn einmal zu sehen.