Im Inneren des Buchkörpers
Das "BuchMarktBuch" eröffnet ein Kaleidoskop von Büchern und Büchermachern
Von Andreas Trojan
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDer Berliner Germanistik-Professor Erhard Schütz hat mit einigen anderen Autoren das "BuchMarktBuch" herausgegeben. Und der Rowohlt Verlag wirbt dafür mit der klaren Botschaft: "Ein Muss für alle, die Bücher in den Mittelpunkt ihres (Arbeits-)Lebens stellen." Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Satz hat seine Richtigkeit, obwohl der Untertitel des Buches, "Der Literaturbetrieb in Grundbegriffen" nicht die ganze Wahrheit sagt. Denn im "BuchMarktBuch" geht es nicht nur um Literatur, sondern auch um das Verlags- und Buchhandelswesen, um Vernetzungen von Buchkritik, Marketing, Eventkultur, schlaue Vertriebswege, Buchhandel im Internet und vieles mehr.
In über 120 alphabetisch geordneten Artikeln wird die Buchwelt von heute aufgeblättert - nützlich für jeden Buchmenschen, vom schüchternen Buchhandelslehrling über den interessierten Studenten bis hin zum Verlagschef, der sich für den nächsten Vortrag ein kluges Stichwort borgen will. Außerdem verweist jeder Artikel am Schluss auf weitere, die zum Themenumfeld gehören. Und wenn es eine Kritik am "BuchMarktBuch gibt", dann betrifft sie die etwas zu starke Zeitgeistigkeit: So mancher Schriftsteller und so manche Kreativ-Strategie, die vorkommen, werden wohl bei der übernächsten Frankfurter Buchmesse bereits vergessen sein.
Was das "BuchMarktBuch" so lesenswert macht, verdankt sich der klugen Auswahl der Autoren. Es ist eben interessant, wenn der Nagel & Kimche-Verleger Dirk Vaihinger die Rolle des "Verlegers" analysiert oder wenn S. Fischer-Programmchef Jörg Bong den einstigen und heutigen Status des "Lektors" reflektiert. Aufbau-Marketingleiter Tom Erben platziert in einigen Artikeln sogar Geheimnisse aus der eigenen Hexenküche, und der geschäftsführende Gesellschafter von de Gruyter, Klaus Gerhard Sauer, verrät, wie man durch kluge "Kalkulation" auch mit kleinen Buchauflagen schöne Gewinne einstreichen kann. Es sollen auch Diskussionen angestoßen werden, wenn etwa Sinn und Unsinn der bestehenden "Bestseller"-Listen besprochen werden. Das "BuchMarktBuch" will eben kein braves Nachschlagewerk sein. Und nur sehr selten ist es einseitig. Hanns-Josef Ortheil, Schriftsteller und Professor für Kreatives Schreiben, schreibt über "Creative Writing" so, als sei es noch immer die Wunderwaffe der deutschen Nachwuchsliteratur. Er hat die Alarmglöckchen aus dem Feuilleton nicht gehört, wonach Stilsicherheit noch lange nicht das Gespenst inhaltlicher Langeweile bannt. Dass der Subjekt-Status des "Autors" spätestens seit Roland Barthes und Michel Foucault keine feste Burg mehr ist, scheint hingegen für den belletristischen Buchmarkt kaum eine Rolle zu spielen, wie Thomas Wegmann ausführt. Denn zumindest der Autorname bleibt eine feste Größe - er ist "die wohl wichtigste Information auf dem Umschlag": So ist das "BuchMarktBuch" alles in allem ein spannendes, zum Teil angriffslustiges und sicherlich ein sehr informatives Buchprodukt. Ein Muss für alle eben, die der Buchmarkt magnetisch anzieht.
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