Der russische Freund - Der italienische Germanist Guido Massino über Kafkas Beziehung zu dem Schauspieler Jizchak Löwy
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseKafka wollte ihn "im Staub bewundern", für Kafkas Vater war er wenig mehr als eine "Wanze": der aus Warschau stammende Schauspieler Jizchak Löwy (1887-1942). Als Löwy mit seiner "Original-Lemberger" Truppe im Winter 1911/12 in Prag gastierte, verpasste Kafka kaum einen Vorführung und sprach bald von dem "nicht niederzudrückende(n) Feuer des Löwy". Mehr noch als die traditionellen Motive der Jargonstücke, die sich später in vielen Texten des Prager Autors nachweisen ließen, waren es die Musik, die Sprache und die Improvisationskunst der Akteure, die Kafka faszinierten. Löwys jiddisches Theater im Prager Café Savoy war Kafkas erste Begegnung mit dem "heißen", vitalen, authentischen Ostjudentum, das er gegenüber dem "kalten" assimilierten Westjudentum seines Vaters vorzog - in der Erzählung "Das Urteil" ging Löwy als der rätselhafte "russische Freund" ein. Der italienische Germanist Guido Massino hat Löwys Biografie nun auf der Basis neuer Quellenfunde auf feinfühlig-instruktive Weise rekonstruiert, von der streng chassidisch geprägten Kindheit über Löwys große Zeit in den 1920er-Jahren, als er auf der Bühne traditionelle jiddische Texte mit der Moderne verband, bis zu seiner Deportation nach Treblinka. Der zweite Teil dokumentiert bislang unbekannte Texte und Artikel des Schauspielers.
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