Ein Häppchen Geschichte bitte?

Dietmar Pieper und Johannes Salzwedel haben die Beiträge eines Heftes in der Reihe „Spiegel-Geschichte“ zum Thema „Der dreißigjährige Krieg“ herausgegeben

Von H.-Georg LützenkirchenRSS-Newsfeed neuer Artikel von H.-Georg Lützenkirchen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der „Spiegel“ ist heute längst nicht mehr ‚nur‘ ein Magazin. Sonderreihen wie „Spiegel Wissen“ oder „Spiegel Geschichte“ zeigen, wie ‚profitabel‘ Wissen, insbesondere Geschichtswissen vermarktet werden kann. Abseits der Regeln in der Experten- und Wissenschaftswelt lässt sich Geschichte, so hat es der ZDF-Haushistoriker Guido Knopp mit seinen TV-Geschichte(n) allen anderen vorgemacht, ebenso unterhaltend wie informativ aufbereiten. Dass dabei zuweilen der unterhaltende Aspekt auf Kosten des sachlich-informativen überbetont wurde, nun, wer möchte angesichts der Einschaltquoten der Knopp’schen Sendungen noch nörgeln?

Es ist ja auch nicht grundsätzlich etwas einzuwenden gegen Versuche, die Geschichte unterhaltsam zu vermitteln. Abseits der fußnotengesättigten Expertendarstellung, deren ‚Lesbarkeit‘ in falsch verstandener Wissenschaftlichkeit eher ein minderwertiges Kriterium ist, gibt es Raum für ebenso packende wie informative historische Darstellung. Es ist erfreulich, dass solche Bücher inzwischen nicht mehr nur von angelsächsischen AutorInnen zu erwarten sind, sondern auch deutschsprachige WissenschaftlerInnen dabei sind, die Kunst des Schreibens als Teil eines gelungenen Buchs zu verstehen.

Trotzdem gibt es noch großen Bedarf an populärer Geschichtsdarstellung: Packend, dazu kurz und mit der Garantie versehen, dass alles solide recherchiert ist. Und so versteht sich auch der vorliegende Sammelband „Der dreißigjährige Krieg. Europa im Kampf um Glaube und Macht 1618-1648“. Er versammelt 30 Beiträge, woraus sich schon ersehen lässt, dass das Gebot der Kürze pro Beitrag erfüllt wird. Die Autoren sind, mit einer Ausnahme, allesamt Journalisten aus der „Spiegel“-Schule. Zudem ist ein Gespräch mit dem Historiker Georg Schmidt „über hungrige Armeen, europäische Großmachtträume und mögliche Lehren für die Gegenwart“ abgedruckt. Alle Beiträge des Bandes, man ahnt es schon bei Durchsicht des Inhaltsverzeichnisses, noch ehe man einen entsprechenden Hinweis zur Kenntnis genommen hat, stammen aus dem gleichnamigen Heft der Reihe „Spiegel-Geschichte“. Kennt man diese Reihe, dann fällt allerdings in der Buchfassung sogleich ein Mangel auf: Es fehlen die vielen Abbildungen, die in diesen Heften Geschichte so ‚anschaulich’ machen.

Es ist also eine Mogelpackung. Dass die Beiträge alle mehr oder weniger lesenswert und informativ sind, ändert daran gar nichts. Geschichte im Überblick: Mehr als ein Heft aus der Reihe „Spiegel-Geschichte“ hinterlässt das Buch ein wohliges Gefühl, denn Häppchengeschichte ist leicht verdaubar. Aber in Buchform erhalten die Heftbeiträge mehr Gewicht. Man fühlt sich gewissermaßen ‚seriös‘ informiert. Aber Vorsicht: Gefühle können täuschen!

Titelbild

Dietmar Pieper / Johannes Saltzwedel (Hg.): Der dreissigjährige Krieg. Europa im Kampf um Glaube und Macht 1618 - 1648.
Deutsche Verlags-Anstalt, München 2012.
280 Seiten, 19,99 EUR.
ISBN-13: 9783421045423

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