Die Vulkan – Die Feministin Luise F. Pusch hat eine weiteres Buch mit sprachkritischen Glossen vorgelegt
Besprochene Bücher / Literaturhinweise„Der März hatte es in sich in Sachen Frauenpolitik“, konstatierte Luise F. Pusch für das Jahr 2011. Das war sicher zutreffend, aber alles andere als eine Ausnahme. Der März hat es bekanntlich jedes Jahr in sich in Sachen Frauenpolitik. Denn seit gut hundert Jahren wird am 8. des Monats der Internationale Frauentag von Feministinnen in aller Herren Länder, die sie ja bedauerlicher Weise immer noch sind, begangen. Darum wird der Tag auch weniger gefeiert als vielmehr zu diversen Informationsveranstaltungen und nicht selten couragierten Aktionen genutzt.
Außerdem erscheint in den ersten Märztagen, seit zwar nicht hundert, aber doch immerhin einigen Jahren stets ein Buch mit neuen Glossen von Luise F. Pusch, die sich im Camp des „Dschender-Dschungels“ ganz zuhause fühlt. Im diesjährigen Band mit dem Titel „Die dominante Kuh“ geht es gleich eingangs um das „MU“. Nein, da ist nicht etwa ein Buchstabe abhanden gekommen. Vielmehr handelt es sich um ein Akronym – und zwar für das „Männliche Universum“, dessen, wie sich versteht, ebenfalls männlich geprägte und nicht selten verunstaltete Sprache der eine oder die andere seiner BewohnerInnen auf den Leim, Pusch aber auf den Grund geht. So auch in ihrem jüngsten Werk, in dem sie etwa darauf aufmerksam macht, wann sich die Männersprache den Männern selbst in den Weg stellt und „faule Kompromisse erzwingt“, oder sie zeigt, dass die deutsche Grammatik die Frau „als Mittelding“ zwischen dem Mann und dem Tier einstuft, was ja vor zweieinhalb Jahrtausenden auch schon in Platons Dialog „Timaios“ nahegelegt wurde.
In weiteren Glossen nimmt Pusch Thilo Sarrazins Bestseller feministisch auseinander, stellt sprachkritische Überlegungen zu Vulva und Vulkan an, erklärt, dass sie „Fußball lieber als Männerfußball“ schaut, erörtert Geschlechtsumwandlungen bei Facebook, die nur Frauen betreffen, geißelt den „unerträglichen männlichen Sexualterror“, spekuliert darüber, ob Junker Jörg noch Junker war, bezweifelt, dass „Männer hierzulande wirklich neunmal besser als Frauen“ schreiben, analysiert die ägyptische „Demokratiebewegung“, erinnert an einen Dresdner Musiker, der vier Frauen „zu Tode schwängerte“, und daran, worin sich die Pingpong-Diplomaten Henry Kissinger und Mao nicht unterschieden.
Besonders scharf fasst Pusch „sexistische Würdigungen“ ins Auge, die „als Kompliment gemeint“ sind. Gemäß der feministischen Erkenntnis des Zusammenhangs von Galanterie und Verachtung dürfte es sich bei Komplimenten allerdings stets um sexistische ‚Würdigungen‘ handeln. Und vielleicht wird ja aus der Frauenquote, die wie Pusch zeigt, aus gutem Grund keine „Damenquote“ ist, auch keine Männerquote, wie sie vermutet und wohl auch hofft, sondern eine Geschlechterquote, mit der dann auch gleich das ganze Gerede von der Bevorzugung unqualifizierter Frauen qua Quote vom Stammtisch sein sollte.
R. L.
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