Doch nicht verbrannt – Gerald Funk und Tilman Fischer haben Hans Erich Nossacks Büchner-Drama „Der Hessische Landbote“ ediert
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseBekanntgeworden ist Hans Erich Nossack (1901–1977) als Erzähler und Romancier. Sein „Bericht“ über die Zerstörung Hamburgs im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs „Der Untergang“ (1948) sowie der Roman „Spätestens im November“ (1955) sind seine bekanntesten Bücher. Dass sich Nossack selbst indes zu Beginn seiner Laufbahn als Dramatiker, nicht als Prosaautor sah und insgesamt neun Stücke schrieb, ist weitgehend unbekannt. Eines dieser Dramen handelt von Georg Büchner und dem „Hessischen Landboten“ und ist vermutlich Mitte der 1930er-Jahre entstanden. Nossack selbst meinte in seiner Büchner-Preisrede von 1961, sein Stück sei „verbrannt“. Es fand sich jedoch als unversehrtes Typoskript im Nachlass des Autors.
Die vorliegende Erstveröffentlichung dieses „deutschen Trauerspiels“ im Büchner-Jubiläumsjahr erweitert nicht nur die literaturwissenschaftliche Sicht auf den Schriftsteller Nossack und sein Selbstverständnis als Autor, sondern ist zugleich ein Stück Literaturgeschichte der »Inneren Emigration«. Es lässt sich als dramatische Selbstreflexion Nossacks über die Frage des politisch-revolutionären Handelns unter den Bedingungen einer Diktatur lesen. Zugleich bietet die filmisch angelegte Szenenfolge eine dramatische Innenansicht revolutionärer Prozesse und ihres immer auch möglichen Scheiterns sowie ein seltenes Zeugnis der Rezeption Georg Büchners zwischen 1933 und 1945.
Der Band enthält zudem ein ausführliches Nachwort, das sowohl die komplizierte Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte des Stücks dokumentiert als auch seine brisante literarhistorische Stellung darlegt.
Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeiter / innen der Zeitschrift sowie Angehörigen der Universität Marburg. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.
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