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Ein und kein Happy End: Heinrich Manns Republik-Roman „Die große Sache“ mit einem Nachwort von Michael Grisko

Der 1930 veröffentlichte Roman „Die große Sache“ ist Heinrich Manns radikalste Gesellschaftsdiagnose der späten Weimarer Demokratie und zugleich ein Künstlerroman, der die veränderten ästhetischen Parameter der Prosa-Produktion reflektiert. Erzählt wird von der ‚neusachlich‘-pragmatischen Generation, die, von der Inflationszeit geprägt und durch den zunehmenden Werteverlust verunsichert, von der Faszination durch Sport und Technik und zugleich von Existenzsangst erfasst, zwischen Ökonomie und Moral ihr persönliches Glück sucht.

In dem rasant, im Rhythmus der modernen Großstadt, teils mit Darstellungsformen des Films geschriebenen Roman um eine fiktive Erfindung, einen Sprengstoff von äußerster Brisanz, will Oberingenieur Birk, Hauptfigur und Alter Ego des Autors, seinem Nachwuchs eine moralische Lehre erteilen: „Lernt verantworten, lernt ertragen, lernt euch freuen! Alle drei zusammen könnten ‚Die gute Lehre’ heissen. Ich fürchte nur, dass alles dies für einen Romanschriftsteller zu anspruchsvoll klingt.“ (Heinrich Mann an Félix Bertaux, 20.3.1928)

Dem märchenhaften ‚Happy end‘ ist allerdings nicht zu trauen. Vielmehr offenbart der Roman eine wenig von moralischen Skrupeln und Rechtsempfinden geleitete, sondern weithin durch egoistisches Gewinnstreben und Machtkalkül beherrschte Jugend und ökonomische Führungselite. Obwohl von Heinrich Mann als „unpolitisch“ bezeichnet, liest sich „Die große Sache“ als eine intensive literarische Analyse zu Bewusstseinswandel und prekärer Veränderung gesellschaftlicher Mentalitäten am Vorabend des ‚Dritten Reichs‘.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeitern der Zeitschrift sowie Angehörigen der eigenen Universität. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Heinrich Mann: Die große Sache. Roman. Mit einem Nachwort von Michael Grisko und einem Materialienanhang von Peter-Paul Schneider (Heinrich Mann: Studienausgabe in Einzelbänden, hg. von Peter-Paul Schneider †. Fortgeführt von Michael Stark). Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 2015. 521 Seiten , 13,99 EUR. ISBN-13: 9783596033324 Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch