Diana Gabaldon: „Outlander“
Von Ulrike Behrens
Ich bekenne: Ich lerne Historisches am liebsten aus Romanen. Fast mein gesamtes Wissen über die schottische und einen Teil der amerikanischen Geschichte, über Heilpflanzen, Zuckerrohranbau und Whiskeyherstellung, über das Leben der Pioniere und gängige Strafen für Piraten und Blockadebrecher beziehe ich aus der Bestseller-Serie Outlander von Diana Gabaldon – gerade habe ich den achten Band Written in my own heart’s blood zugeklappt, froh, dass ein neunter laut Homepage der Autorin bereits in Arbeit ist.
Zum Setting: Die junge Engländerin Claire besitzt die Fähigkeit, unter bestimmten Umständen durch die Zeit zu reisen. Davon erfährt sie selbst allerdings erst, als sie 1945 in einem Steinkreis in Schottland versehentlich um 200 Jahre in die Vergangenheit katapultiert wird. Dort wirkt eine unbegleitete junge Frau im Sommerkleidchen ziemlich suspekt. Da trifft es sich gut, dass Claire als Krankenschwester an der Front medizinische Erfahrung gesammelt hat, denn auch in den Highlands des 18. Jahrhunderts darf man nicht zimperlich sein. Mit ihrem Wissen über Krankheiten und Bakterien und ihrem Interesse für Kräuterkunde macht sie sich einen Namen als Heilerin, zieht aber auch das Misstrauen der zutiefst abergläubischen Schotten auf sich – eine der vielen faszinierenden Ebenen der Geschichte. Und natürlich gibt es eine überlebensgroße Liebesgeschichte und eine die Jahrhunderte überspannende Familiensaga, immer vor dem Hintergrund historischer Ereignisse.
Gabaldon schreibt wunderbar witzig und bewegend und intelligent. Ihre authentischen Figuren sind reichhaltige und komplexe Persönlichkeiten. Ich lasse mich lesend auf ihre Welt ein, niemals stören allzu durchschaubare Hinweise, schon gar nicht explizite Charakterisierungen, die mir sagen sollen, was ich sonst nicht bemerkt hätte. Stattdessen erkenne ich Gabaldons unverwechselbare Figuren an ihrer Sprache, an ihrem Humor und ihrer Haltung zur Welt. Die Bloggerin Beth Wesson bringt es auf den Punkt: Even the animals are well written!
Auf die Frage nach einer Verfilmung des Stoffes hat übrigens die Autorin nach eigenem Bekunden regelmäßig geantwortet: „Klar, gerne! Welche 40 Seiten wollen Sie gern sehen?“ Wer die prallen Geschichten gelesen hat, weiß, was sie meint. Nun hat sich die passende Lösung gefunden: Seit August 2014 läuft in den USA eine Fernsehserie; eine deutsche Fassung kann man seit Mai auf VOX sehen. Leider sprechen hier wirklich alle schönstes Hochdeutsch – wer kann, schaut das englisch-schottische Original!
Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen