Dafni Tokas nähert sich in „Domestizierung als Naturbeherrschung“ mit Kritischer Theorie der Nutztierhaltung

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Eine vollständige Kritik an zeitgenössischen Formen der Nutztierhaltung ist nur dann möglich, wenn sie genealogisch reformuliert wird, wenn sie also neben den heutigen Zuständen auch die historischen und sozialen Bedingungen des tierindustriellen Komplexes klärt. Darum geht es Dafni Tokas in ihrer Monografie Domestizierung als Naturbeherrschung. Die
kritische Analyse mensch-tierlicher Interaktionsräume bedarf dabei vor allem innerhalb der Tierbefreiungsbewegungen und der Critical Animal Studies einer domestizierungskritischen Perspektive. Worum es sich dabei handelt, erläutert Tokas unter anderem aufbauend auf einer Rekonstruktion der Naturbeherrschungskritik der älteren Generation der Frankfurter Schule.

Eine kritische Theorie vormoderner bis industrieller Nutztierhaltung weist Bezüge zu den Theoremen anderer Kritischer Theorien auf und kann sich, wie Tokas nachzeichnet, auf einen Begriff von Naturbeherrschung stützen, der bereits domestizierungskritische Perspektiven enthält. Zuletzt wird aufgezeigt, wie distanziert eine abolitionistische, emanzipatorische Bewegung wie das Animal Liberation Movement ihr theoretisches Verhältnis zur Kritischen Theorie gestalten könnte, ohne diese dabei zu instrumentalisieren oder misszuverstehen, und trotzdem von ihr zu profitieren.

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Dafni Tokas: Domestizierung als Naturbeherrschung. Für eine kritische Theorie vormoderner und industrieller Nutztierhaltung.
animot, Uchte 2020.
193 Seiten , 9,90 EUR.
ISBN-13: 9783948157098

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