Warum die Frösche Fliegen fangen

Hommage an den Frosch: Neues von Friedrich Karl Waechter

Von Charlotte IndenRSS-Newsfeed neuer Artikel von Charlotte Inden

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Da war die Sache mit dem Frosch und der goldenen Kugel. Ein Märchen aus uralten Zeiten. Und dann war da die Sache mit dem rätselhaften Froschsterben. Die kam Friedrich Karl Waechter in den Sinn, als er im Zug saß und Zeitung las. Und weil ihm im Zug immer die besten Ideen kommen für eine wunderbare Geschichte, war es auch gleich passiert und eine neue geboren. So entstand ein kurzer Roman über die längste Geschichte der Welt: "Der Frosch und das Mädchen".

Dem Frosch verdanken wir die Musik und die Liebe, weiß Friedrich Karl Waechter und warf seine Bilder aufs Papier. In brauner Tusche starrt der Frosch uns entgegen. Treffen wir auf das Mädchen Karina. Ein Bilderbuch für Erwachsene.

Sie sucht ihren Prinzen, er die Erlösung. Es ist die längste Geschichte der Welt: Seit zweihundertdreißig Millionen Jahren, seit er als erstes Lebewesen aus dem Wasser kroch, lebt der Frosch mit der unerfüllten Sehnsucht, endlich fliegen zu können. "Das ist der Bann der todesmüden Frösche". Und ihre Sehnsucht zu fliegen, drückt sich darin aus, dass sie Fliegen fressen und sich den Störchen hingeben zum Fraß.

Karina ist nun fast so garstig wie die Königstocher Etepetete, die sich vor dem Frosche ekelte. Und noch viel dümmer. Sie jagt dem Echo nach, das sie für ihren Schatz hält und lässt den Frosch zerplatzen. Hat nicht verstanden, was der Frosch ihr erzählt, dass er es war, "der die Evolution dazu getrieben hat, den Penis zu entwickeln und das Trommelfell, das Mittelohr sowie die Vagina, so dass sich Liebe und Musik entwickeln konnten." Versteht es nicht und steht am Ende ohne Liebsten da, doch der Frosch kann endlich fliegen, wenn auch anders als gedacht...

Versucht hatte er es ja schon zuvor. Und die schönste Zeichnung ist vielleicht jene, auf der unser Frosch sich müht, die Sterne zu erreichen, als die Gischt um ihn spritzt, der Himmel in Bewegung ist und die Froschaugen voller Leid. Und das alles nur in brauner Tusche. Wie die Zuneigung uns überfällt, wie sehr wir doch Waechter zustimmen. Dem Frosch verdanken wir die Musik und die Liebe, und weil das so ist, sollten wir sie lesen, die Hommage an den Frosch.

Titelbild

Friedrich Karl Waechter: Der Frosch und das Mädchen.
Diogenes Verlag, Zürich 2000.
48 Seiten, 14,80 EUR.
ISBN-10: 3257062591

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