Die Welt des Buches

Ross Kings Roman "Das Labyrinth der Welt"

Von Stefanie HartmannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stefanie Hartmann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Auf den ersten Blick handelt es sich um einen Krimi, der im 17. Jahrhundert spielt. Der zurückgezogen lebende Buchhändler Isaac Inchbold wird durch einen Suchauftrag dazu gezwungen, seine behagliche Buchhandlung auf der London Bridge zu verlassen. Finden soll er, was sonst, ein Buch. Es handelt sich um einen Band des "Corpus hermeticum" mit dem Titel "Das Labyrinth der Welt". Er stößt auf unterschiedliche Spuren, gerät in Lebensgefahr und am Ende steht natürlich die Lösung des Rätsels um das mysteriöse Manuskript.

Doch in der Zwischenzeit werden wir an die unterschiedlichsten historischen Schauplätze geführt: in das Böhmen der Zeit des Prager Fenstersturzes, wo noch immer der Geist der Alchimisten Rudolfs II zu spuken scheint; auf eine Entdeckungsreise Sir Walter Raleighs nach Guinea im Jahre 1617 und immer wieder ins London der Nach-Cromwell-Ära. Überall wimmelt es von Katholiken und Protestanten, Spionen, Buchhändlern- und schmugglern. Ihnen gemein ist, dass sie alle das "Labyrinth der Welt" in ihre Hände bekommen wollen.

Neben der Beschreibung der Stationen des 30jährigen Krieges dient der Roman vorzüglich als Einführung in das Geistesleben des 17. Jahrhunderts. Anhand damals tatsächlich existierenden Schriftguts führt Inchbold nicht nur in die Auseinandersetzung der Kirche mit Galilei und anderen vermeintlichen Ketzern ein, er liefert auch eine kleine Bibliographie zu verschiedenen Lebensbereichen. Er zitiert Werke der Geographie, Navigation und des Okkultismus. Eine Geheimschrift wird so unter Zuhilfenahme des "systeme Vigenere" geknackt, nachdem "Caesars Alphabet" Inchbold nicht weiterbringt.

Insgesamt ein wunderbarer Roman über die Welt des Buches.

Titelbild

Ross King: Das Labyrinth der Welt.
Goldmann Verlag, München 2001.
477 Seiten, 11,20 EUR.
ISBN-10: 3442727073

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