Ein Gästebuch

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Einladung zum Essen, die bei Robert Walser leicht ins Monströse laufen kann (es gibt in seinem Werk herrliche Belege dafür), die Ess- und Trinklust, die durch das Tischgespräch einerseits gefördert, andererseits gehemmt wird, das Gastmahl, bei dem der Gast unversehens zum Fremden wird (im Griechischen dasselbe Wort: "Xenos", der Fremde, der Gast) oder zum Geliebten, weil Eros sich mit Bacchus verbündet hat und weil der alimentäre Kode Sinnlichkeit kommuniziert - all das ist Gegenstand von Claudia Schmölders Anthologie "Einladung zum Essen".

Der Horizont der hier versammelten Texte ist weit gespannt und wird dem kulturanthropologisch-kulturwissenschaftlich ausgreifenden Gestus der keineswegs frugalen oder gar vegetarischen Blütenlese vom geselligen Essen und Trinken gerecht. Neben literarischen Texten von Kleist über Poe bis hin zu Musil und Nabokov sowie biblischen, philosophischen, soziologischen etcetera Ameuse-Gueules in sieben "Gängen" (Robert Walsers Erzählung "Dinerabend" gab die Stichworte dafür) bietet dieser Leckerbissen eine Einführung der Herausgeberin, die sich aufs Essen mit Leib und Magen, Herz und Verstand versteht.

H. S.

Titelbild

Claudia Schmölders (Hg.): Einladung zum Essen. Ein Buch für Gäste.
Insel Verlag, Frankfurt 1998.
232 Seiten, 6,10 EUR.
ISBN-10: 3458339515

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