Sinecuren noch und noch

Autoren- und Literaturförderung in Deutschland

Von Lutz HagestedtRSS-Newsfeed neuer Artikel von Lutz Hagestedt

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ein elementar nützliches Buch ist anzuzeigen, das Handbuch "Preise und Stipendien" von Christina Böde und Ulrich Janetzki, im vergangenen Jahr bei Quadriga erschienen. Ulrich Janetzki, Leiter des Literarischen Colloquiums Berlin, eine Instanz nicht nur des Berliner literarischen Lebens, ist seit Jahren der vermutlich beste Kenner für Autoren- und Literaturförderung in Deutschland, und wer auf seinen Rat und seine Unterstützung zählen kann, wer als Autor Substanz zu bieten hat und einigermaßen flexibel ist, der kann sich auf ein abwechslungsreiches und einträgliches Leben als Schriftsteller einrichten.

Es beginnt beispielsweise mit einem schönen Aufenthalt in Janetzkis Villa am Wannsee, in einem literarischen Mikroorganismus, der - vom herrlichen Ambiente abgesehen - nicht nur Autoren eine bezahlte Wohn- und Arbeitsmöglichkeit bietet, sondern auch eine Zeitschrift ("Sprache im technischen Zeitalter") unterm eigenen Dach, eine Buchreihe, selbstverständlich Lesungen, Schreib- und Fortbildungsseminare, an denen man teilnehmen kann oder auch nicht, abends dann, wenn die Schriftsätze ins Trockene gebracht sind, ein Bierchen in einem der Salons oder in der Bar des Hauses, ein Gläschen Rotwein vielleicht, bei dem dann die näheren und ferneren Stationen erörtert werden können.

Ein Aufenthalt in Rom beispielsweise, in der Villa Massimo, ein Sommerstück in einem Schlösschen in Sachsen (Wiepersdorf) oder Baden-Württemberg (Akademie-Schloss Solitude), eine Stadtschreiberstelle in Bergen-Enkheim, Dresden, Mainz, Minden oder Rheinsberg, oder, wenn man gern unterwegs ist, ein Reisestipendium des Deutschen Literaturfonds, des Deutschen Übersetzerfonds, des Österreichischen Bundeskanzleramts und des Berliner Senats für "Landeskinder" (sprich Piefkes). Wer nicht gern auf Reisen ist, nimmt vielleicht einen der zahlreichen Literaturpreise in Kauf, die entweder der Nachwuchsförderung dienen (wie der Moerser Literaturpreis) und finanziell eher kleckern (1.500, 2.000 bzw. 5.000 Mark) oder aber dem gereiften, fast schon etwas entrückten Dichtertum gelten (wie der Büchnerpreis) und gern auch klotzen dürfen (60.000 Mark). Manche Preisgelder sind fast unanständig hoch (wie der Wilhelm-Merton-Preis oder der Josef-Breitbach-Preis), aber auch darüber kann man hinwegkommen.

Titelbild

Preise und Stipendien. Handbuch für Autoren. Deutschland - Österreich - Schweiz.
Herausgegeben von Christina Böde und Ulrich Janetzki unter Mitarbeit von Bettina Fischer und Stephanie Mock.
Quadriga Verlagsgesellschaft, Weinheim 2000.
244 Seiten, 14,30 EUR.
ISBN-10: 3886793427

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch