Von Göttern, Geckos und Gewöhnlichem

Hans Arnfrid Astels „West-östliche Konstellationen“ hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck

Von André SchwarzRSS-Newsfeed neuer Artikel von André Schwarz

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Lyriker Hans Arnfrid Astel, 1980 mit dem Kunstpreis der Stadt Saarbrücken und im Jahr 2000 mit dem Kunstpreis des Saarlandes ausgezeichnet, legt mit „Sternbilder. West-östliche Konstellationen“ einen neuen Gedichtband vor, sechs Jahre nach „Jambe(n) & Schmetterling(e)“ – das knapp 50-seitige, schön, beinahe bibliophil ausgestattete neue Werk vom Verlag Das Wunderhorn.

Mit west-östlichen Konstellationen möchte sich Astel befassen. Er verwendet dazu die Form des Haikus, der traditionellen japanischen Gedichtform aus siebzehn Silben. Die dreizeiligen Gedichte aus fünf, sieben und fünf, seltener drei, fünf und drei Silben verlangen Sprachkonzentration und eine auf das Essentielle reduzierte Beschreibung von Metaphern und Gedanken.

Dadurch entstehen einige Gedichte von präziser Eleganz: „Die Grille / verweilt in der Luft / als Gedicht“ oder „Sprachlos poetisch / dreht sich das Mobile / über dem Schläfer“. Astel beschäftigt sich mit der Liebe, mit antiker Mythologie: „Epsilon als Zahl / Siebentoriges Theben / Daphne und Apoll“ und scheut sich nicht, kleine Weisheiten, Sinn- und Merksprüche einzuweben: „Die Handschrift / folgt dem Gedanken / auf dem Fuß“.

Er möchte die fernöstliche Form des Haikus mit der westlichen Dichtungstradition und ihren Denkstrukturen verbinden, gleich zu Beginn stellt er sein „Programm“ vor: “ Das deutsche ‚Haiku‘ / versöhnt den Aphorismus / mit dem Epigramm“. Diesem Anspruch wird er durch seine Lakonik durchaus gerecht. „Über die Klinge / springen die Osterlämmer / in den Schafhimmel“ oder „Sind Engel / die Flügelmuttern / der Erde“. Astel fühlt sich jedoch auch der heiteren, beschwingteren Form des traditionellen Haikus verbunden.

Manchmal jedoch gleitet diese komische Note ins Banale ab, es entstehen Wortspiele von zweifelhaftem Wert wie „Umberto / heißt unser Gecko / wie Eco“ oder geradezu plump anmutende Bilder wie etwa „Eine Kuh / schlingert den Fladen / auf den Weg“.

Hans Arnfrid Astels „Sternbilder“ hinterlassen beim Leser einen zwiespältigen Eindruck. Wunderbar leichte und auch tiefsinnige Passagen stehen eher nichtssagenden Versen gegenüber. Eine somit leider unausgeglichene Sammlung mit einigen schönen, aber auch schwachen Momenten.

Titelbild

Hans Arnfried Astel: Sternbilder. West-östliche Konstellationen.
Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg 1999.
48 Seiten, 14,80 EUR.
ISBN-13: 9783884231586

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