Jedem Ende wohnt Komik inne

F. K. Wächter spricht über "Die letzten Dinge", die noch zu erzählen sind

Von Susanne BlümleinRSS-Newsfeed neuer Artikel von Susanne Blümlein

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Aus dem Regal geholt, fällt das Auge des Betrachters zuerst auf die Zeichnung, die das Cover der CD schmückt: Ein tanzendes, lachendes Paar auf einem sinkenden Schiff, der Mandolinenspieler schon halb vom Wasser verschluckt. Darüber wenige Worte: "Die letzten Dinge" und darüber der Name: "F. K. Wächter".

Aufgeschlagen sieht man auf der Cover-Rückseite ein Bild des Satirikers und Cartoonisten F. K. Wächter, der sich mit einem Bleistift in der Hand über eine Kladde beugt. Auf der rechten Seite ist nicht etwa die CD eingelassen, sondern ein weiterer Cartoon abgebildet: Ein Vogel, auf einem Stuhl stehend und durch ein Schlüsselloch starrend. Erst wenn dieser rechte Teil noch einmal aufgeschlagen wird und sich die CD-Hülle als Triptychon präsentiert, ist in der rechten Tafel die CD eingelassen, während mittig das auftaucht, worauf der Vogel scheinbar so neugierig gespickt hat: Das Booklet der "letzten Dinge", das nicht nur den Inhalt der CD anzeigt, sondern auch einige Cartoons enthält, die auf der Disk (nach-)erzählt werden.

Die CD selbst enthält 44 Titel - die Laufzeit der einzelnen Titel reicht von 17 Sekunden bis längstens dreieinhalb Minuten - die von F. K. Wächter selbst vorgetragen werden. Will man diese Sammlung kurzer Texte einem Genre zuordnen, so könnte man von Miniaturen sprechen; treffender wäre es allerdings, den Begriff des "Cartoons" zu übertragen, denn die Sprechstücke warten, gelesen, mit derselben Ironie und Komik auf, wie das von Wächter Gezeichnete und Gemalte.

Wächters Stimme, die der Satiriker mal quietschen und knarzen lässt, dann wieder in kurzatmige Höhen treibt, tut ein Übriges, die gesprochenen Szenen zu ironisieren. Und immer wieder bleibt dem Hörer das Lachen im Halse stecken. Immer wieder driftet der Humor in melancholische Gefilde oder wird gar tiefschwarz. Immer mehr drängt sich der Verdacht auf, dass dem Hörer Cartoons im Angesicht des Endes präsentiert werden - wenn sie nicht gar aus dem Ende entstanden sind wie beispielsweise Titel Nr. 14: "So war's".

Wächter spricht:

"Ein Mann und eine Frau stehen in einiger Entfernung voneinander.
- 'Eigentlich hatte ich sie nur um Feuer gebeten.'
- 'Doch ich gab ihm alles.'"

Es gehört zu Wächters Kunst, in dürrsten Worten die Möglichkeit einer ausufernden Erzählung mitschwingen zu lassen. Und es gehört zu Wächters Kunst, alltägliche Szenen ins Absurde zu wenden, die in ihnen enthaltene Komik bloß zu legen und dem Hörer damit einen neuen Blick auf derart Alltägliches zu schenken.

Wie das Triptychon, das drei-tafelige Altarbild, den Gläubigen zum Betrachten und meditieren einlädt, laden "Die letzten Dinge" den Hörer zum Sinnieren und Assoziieren ein. Ein Vorgang, der dank F. K. Wächter, von einem ständigen Lächeln begleitet ist.

Titelbild

Friedrich Karl Waechter: Die letzten Dinge. CD.
Kein & Aber Verlag, Zürich 2003.
65 min, 17,50 EUR.
ISBN-10: 3036911448

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