Irre Morde - Inga Goldes Studie beschäftigt sich mit der Figur des Psychopathen im Film

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wie man es von einer filmwissenschaftlichen Dissertation erwarten darf, findet der Leser in Inga Goldes Buch eine gründliche, strukturierte Bearbeitung des Psychothriller-Genres. Die notwendige subjektive Filmauswahl kann man der Autorin ebenso wenig zum Vorwurf machen wie die teilweise schwierig zu vollziehende Abgrenzung einzelner Filme zu benachbarten Genres.

Gleich zu Beginn des Buchs werden die grundlegenden Begriffsbestimmungen und eine Einordnung des Psychothrillers in den filmhistorischen Kontext präsentiert. Die mit exemplarischen Filmanalysen illustrierten folgenden Kapitel werden von der These getragen, dass seit der Figur des Hannibal in "Das Schweigen der Lämmer" die "Psychopathen" in Hollywood vielschichtiger gezeichnet werden als zuvor. Die Kapitel sind mit "Funktionalisierung von Sexualität", "Emotionalisierung von Beziehungskonzeptionen" oder "Subjektivierung von Identitätskonzeptionen" überschrieben.

Allesamt kreisen sie um innerdiegetische Themenkomplexe wie Beziehungen, Gewalt und Sexualität, so dass schon beim Blick in das Inhaltsverzeichnis deutlich wird, dass das Interesse der mittlerweile u. a. als Dramaturgin tätigen Golde weniger in einer Beschäftigung mit dem Pathologischen, den Hintergründen einer Erkrankung als vielmehr in der Funktion der "psychopathischen Figur" für den Film liegt. Wer dieses Erkenntnisinteresse teilt, dem kann das Buch empfohlen werden.

M. R.


Titelbild

Inga Golde: Der Blick in den Psychopathen. Struktur und Wandel im Hollywood-Psychothriller.
Verlag Ludwig, Kiel 2002.
208 Seiten, 24,90 EUR.
ISBN-10: 3933598494

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