„Ein Schuss in unsere Sonne“

Einführendes zu Leben und Werk des Wiener Expressionisten, Aktivisten und Literaturmanagers Robert Müller aus Anlass seines 100. Todestages am 27. August 2024

Von Günter HelmesRSS-Newsfeed neuer Artikel von Günter Helmes

Er ist ein amerikanisch präparierter Windhund mit Flügeln, fliegt und läuft im Zickzack und ist unverfolglich. Ähnlich der keltischen Shawblüte […] ist unser Tier schwer festzustellen. Manche sagen, er sei gar kein Tier, sondern sein eigener Trick; andere wieder, er sein ein Abstämmling des Jensens, nur seien seine Vorderpfoten nicht zum Greifen eingerichtet, sondern mit einer metaphysischen Spannung überzogen, welche den Robertmüller befähigt, im letzten Augenblick immer in die Luft zu fliegen oder in die Zukunft.
(Auszug aus „Der Robertmüller“. In: Franz Blei, Das große Bestiarium der Literatur, 1923)

Wie es so gehen kann

Als Ende 1974 das 12. Heft der von Reinhard Federmann herausgegebenen Zeitschrift Die Pestsäule mit einem vom Wiener Schriftsteller Werner J. Schweiger zusammengestellten „Sonderteil Robert Müller“ aus Anlass von dessen 50. Todestag erschien – Federmanns großartiger Roman Das Himmelreich der Lügner liegt übrigens seit dem letzten Jahr wieder in einer Neuausgabe vor –, trat ich gerade mein drittes Studiensemester der Germanistik, Geschichte, Philosophie und Erziehungswissenschaft an der universitären Neugründung Gesamthochschule Siegen an. Von Robert Müller hatte ich noch nie etwas gehört, hörte ich auch – ich war in der Zwischenzeit vom Tutor bei Karl Prümm zur studentischen Hilfskraft bei dem auch menschlich großartigen Helmut Kreuzer ‚aufgestiegen‘ – im Jahr darauf nicht. Und das, obwohl mit einem 30 Seiten langen Kapitel über Müllers Jahrhundertroman mit dem raffinierten Titel Tropen. Der Mythos der Reise. Urkunden eines deutschen Ingenieurs. Herausgegeben von Robert Müller Anno 1915 in Wolfgang Reifs bei Kreuzer entstandener Dissertation Zivilisationsflucht und literarische Wunschräume. Der exotische Roman im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts (1975) gerade ein auch heute noch lesenswerter Beitrag ‚aus dem Haus‘ veröffentlicht worden war.

Dann aber fragte mich der stets nach Entdeckungen vergessener Autoren fahndende und den Nachwuchs darauf ansetzende Helmut Kreuzer – erinnert sei an seine Reihe Q. Quellentexte zur Literatur- und Kulturgeschichte bei Scriptor in Königstein/Taunus – eines Tages, es muss Anfang 1976 gewesen sein, ob mir Robert Müller bekannt sei. Unter dem Druck, unentschuldbarer Weise unwissend dazustehen, entschied ich mich kurzerhand für ein „Ja“ – und wurde in den nächsten Sekundenbruchteilen angesichts von Kreuzers an ungläubigem Entsetzen grenzender, mit einem gedehnten „Nein“ in Kopfstimme einhergehenden Reaktion gewahr, dass ich nicht nur ein unwahre, sondern auch eine ‚strategisch‘ falsche Antwort gegeben hatte. Tief errötet und auf der Stelle in Schweiß gebadet, versuchte ich mich mit so etwas wie „Oh, habe ich wohl mit Heiner Müller verwechselt“ aus der Affäre zu ziehen. Kreuzer, der meine für mich lehrreiche Blenderei durchschaut hatte, machte es mir leicht, drückte mir das eingangs genannte Heft der Pestsäule und ein Typoskript der Tropen in die Hand – der Roman sollte demnächst in der Reihe Q mit einem glänzenden Nachwort (s.u.) seiner Ehefrau, der Kunsthistorikerin, Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Ingrid Kreuzer erscheinen; dazu kam es dann aus urheberrechtlichen Gründen nicht – und entließ mich mit einem „Lesen Sie. Wir reden demnächst darüber“.

Also las ich Schweigers „Biographischen Abriß“, Adelbert Muhrs „Robert Müller schrieb für das 21. Jahrhundert“, Theodor Allesch-Aleschas „Ein Schuss in unsere Sonne“, Hans Heinz Hahnls „Robert Müller und Karl Kraus“, Ludwig Ullmanns „Ein intellektueller Sensualist“, Theodor Sappers „Faszinierendes Vorläufertum“ und Robert Müllers quasi als ‚Beigabe‘ mit abgedruckten Erzähltext Manhattan Girl (1920), ein Teil seines nicht mehr zu Stande gekommenen bzw. verschollenen Romans Die graue Rasse. Von diesem Text verstand ich dann immerhin etwas mehr als vom Roman Tropen, der damals ohne anleitende Begleitung deutlich mehr als eine Nummer zu groß für mich als einen Studenten mit abgeschlossenem Grundstudium war.

Nun ja, aus diesen mit einer Lüge anhebenden Anfängen mit Robert Müller entwickelten sich über die Jahre eine Staatsexamensarbeit über Müller, ein von Kreuzer zusammen mit mir herausgegebener Sammelband über ihn, eine Dissertation über Müllers feuilletonistisches und essayistisches Werk, eine bislang 14 Bände umfassende Werke-Ausgabe und eine ganze Reihe von Aufsätzen. Dazu der eine oder andere, mit den Jahren dank schulischer Bildungsreformen und BA/MA von ursprünglich „neugierig gemacht“ auf „aussichtslos“ hinauslaufende Versuch, Müller Germanistik-Studenten näherzubringen.

Und nun also ein den Autor und dessen Werk, dazu dessen Verständnis von expressionistischem Schreiben und den Roman Tropen vorstellender und mit Literaturhinweisen versehener Essay zum 100. Todestag. Aus dessen Anlass war im Herbst 2022 mit der Österreichischen Gesellschaft für Literatur in Wien für den September d.J. eine Gedenkveranstaltung abgemacht worden. Leider hat diese Gesellschaft in Person ihres Leiters Dr. Manfred Müller auf unschöne Art und Weise und äußerst kurzfristig nicht Wort gehalten. Das hat gleichzeitig dazu geführt, dass es für diesbezügliche Anfragen bei anderen Institutionen zu spät war.

Merkwürdig, aber irgendwie passt das trotz zahlreicher Dissertationen, Magisterarbeiten, Buchkapitel und Aufsätze über Müller aus diversen europäischen und außereuropäischen Ländern über die letzten Jahrzehnte hinweg zur bis heute unbefriedigenden Rezeptionsgeschichte des Autors. Er und sein in Neuausgaben vorliegendes fiktionales und nichtfiktionales Werk sind einem größeren Lesepublikum nach wie vor kaum bekannt, selbst in seiner Heimatstadt Wien wissen nur wenige um ihn. Was ist da zu tun?

Der Autor und sein Werk

Robert Müller, atemberaubend produktiv, war zugleich ein mitreißender Romancier und Erzähler, ungemein einfallsreicher und anstößiger Essayist und ebenso scharfsichtiger wie sprachbesessener Journalist und Feuilletonist. Und ein umtriebiger, kühner Literaturmanager, Verleger und „Politiker des Geistes“ – dies der Titel seines einzigen, vom politischen Aktivismus (s.u.) handelnden dramatischen Textes – war er obendrein. Ludwig von Ficker, seit 1910 der Herausgeber der für avantgardistische Literatur und Kulturkritik hochbedeutenden Zeitschrift Der Brenner, soll ihn, so der eng mit dem Burgtheater verbundene Erhard Buschbeck in einem Brief an den von Müller an den Brenner vermittelten Georg Trakl vom August 1913, ein „Elementarereignis“ genannt haben. Dass von Ficker später auf Abstand zu dem vermutlich um die 1.90 Meter großen Müller ging, dem „arischste[n] was man sich denken kann, schaut aus wie ein schwedischer Nationalheld“ (Buschbeck), steht auf einem anderen, hier nicht aufzuschlagenden Blatt – verwiesen sei u.a. auf Beiträge Johann Holzners, des hoch geschätzten, freundschaftlich verbundenen Kollegen und ehemaligen Leiters des Brenner-Archivs.

Am jähen Lebensende Müllers im 37. Lebensjahr im Sommer 1924 stehen allein 13 eigenständige Publikationen und weit mehr als 500 Veröffentlichungen in gut 40 Zeitungen und Zeitschriften. Kann es da verwundern, dass Müller bei bedeutenden Zeitgenossen wie Alfred Döblin, Otto Flake, Hermann Hesse, Kurt Hiller, Emil Ludwig oder Robert Musil bevorzugte Aufmerksamkeit, kritische Würdigung und auch enthusiastische Zustimmung fand?

In diesem Zusammenhang und vorwegnehmend: Man sollte zwischen dem fiktionalen und dem nicht-fiktionalen Werk Robert Müllers unterscheiden, nicht zuletzt deshalb, weil letzteres thematisch und wirkungsästhetisch um vieles zeitgebundener ist als das Erzählwerk, dazu auch, zumindest für heutige Ohren, in mancherlei Hinsicht ungleich anstößiger. Mit diesem Erzählwerk steht das nicht-fiktionale Werk allerdings in einem engen Zusammenhang, sind doch hier wie da Müllers kultur- und zivilisationskritisches Denken und sein gesellschaftspolitisches Wollen von Beginn an von der Absicht bestimmt, einen neuen Typus Mensch zu schaffen. Diese Absicht gründet auf der Ansicht, dass der zeitgenössische Mensch „kulturlos“ geworden sei, nicht länger gemäß seinen Anlagen, insbesondere den a- und den irrationalen, lebe und das Leben „entidealisiert“ habe. Nach Müller bedarf es allerdings eines gesamtheitlich entwickelten Menschen, der in einer dank Wissenschaft und Technik rationell optimierten Welt alle ihm mitgegebenen Anlagen in der ihnen eigenen Weise unbeschränkt ausleben soll. Die näheren Bestimmungen, in denen Müller diesen neuen Typus konkretisiert, verändern sich allerdings im Prozess wechselnder Konzeptionsbildungen.

Doch der Reihe und den wichtigsten bio-bibliographischen Eckpunkten nach:

Geboren wird Robert Müller am 29. Oktober 1887 in Wien, „evangelisch A. C. [Augsburger Confession]“, wie es in seinem 1922 dem Lexikographen Franz Brümmer vorgelegten, ausführlichen Curriculum vitae heißt, „deutsche Muttersprache und Nationalität. Mutter aus Köln a. Rh., Vater aus Reichenberg in Böhmen, Kaufmannsfamilie; die Familie der Mutter protestantische Theologen, Offiziere und Förster. Abstammung aus Preußen und Skandinavien.“ Von 1898 bis 1906 besucht er das Piaristengymnasium im 8. Bezirk. Aufgrund ungenügender Leistungen in einigen Fächern im Abschlussjahr zurückgestellt, legt er die Maturitätsprüfung erst im Folgejahr am Gymnasium an der Gäblergasse ab. Vom Wintersemester 1907/08 bis einschließlich Sommersemester 1909 dann studiert Müller insbesondere Philosophie und diverse Philologien an der Wiener Universität. Danach bricht er das Studium ab.

Anfang Februar 1910 macht er sich zu einflussreichen Verwandten nach New York auf. Dort arbeitet er bis Ende 1910, vielleicht auch noch länger, als Reporter für den New York German Herold, dessen amerikanischer Chefredakteur der Ehemann seiner Tante Marie Herzfeld ist. Ob Müller im Anschluss tatsächlich, wie verschiedentlich zu lesen ist, „auf Kuba und in Venezuela“ (Max Hayek) lebt, als „Schiffssteward Weltreisen“ (u.a. Robert Musil und Arthur Ernst Rutra) unternimmt, in Mexiko als Cowboy arbeitet und überdies quer durch die USA reist (Werner J. Schweiger), ist im Einzelnen ungeklärt und in dieser Massierung unwahrscheinlich. Anhand eines Briefes an Ludwig von Ficker aus dem Jahre 1912 und einer biographischen Ausdeutung der Politiker des Geistes könnte man sogar darüber spekulieren, ob sich Müller nicht irgendwann Ende 1910, Anfang 1911  in stationärer psychiatrischer Behandlung befindet. Insofern man Müllers Selbstaussagen Glauben schenkt, steht allerdings fest, dass er im September 1911 wieder in Wien ist.

Dort ist Müller, der als Schriftsteller mit den kürzeren Erzähltexten Das Grauen (1912) und Das Bett. Eine Ode (1912) sowie mit den Gedichten Tiefer Mittag am Mamluken-Meere (1912) An die Jüdin (1912) und Die Malaiin (1912) debütiert, von 1912 bis 1914 literarischer Leiter des Akademischen Verbandes für Literatur und Musik. Dieser Verband sorgt mit Lesungen, Theateraufführungen, Konzerten („Watschenkonzert“ 1913), Kunstausstellungen (Futurismus-Ausstellung 1912/13, Internationale Schwarz-Weiß-Ausstellung 1913), Almanachen und mit seiner Zeitschrift Der Ruf. Ein Flugblatt an junge Menschen für Furore. Für deren im Oktober 1913 erscheinendes 5. Heft ist Müller, der von Beginn an mit essayistischen und literaturkritischen Texten wie Apologie des Krieges oder Skandinavier im Ruf, darüber hinaus im Brenner, in Das Fremdenblatt und Der Strom und ab 1913 u.a. in den Zeitschriften und Zeitungen Wiener Mittagszeitung, Saturn und Die Schaubühne publiziert, „Schriftleiter“. Er selbst steuert eine Hommage an Hermann Bahr bei. Weiterhin erwähnenswert: Müller initiiert und organisiert den letzten öffentlichen Auftritt Karl Mays am 22. März 1912 im Sophiensaal und bereitet diesen Auftritt literarisch im Brenner vor. Nach Mays Tod am 30. März widmet er ihm die beiden bemerkenswerten Artikel Das Drama Karls Mays und Totenstarre der Phantasie. Und: Mit Die Pforte. Eine Anthologie Wiener Lyrik, initiiert von Robert Müller, erscheint 1913 „der erste Versuch einer repräsentativen Zusammenstellung der Lyrik des Wiener Frühexpressionismus“ (Armin T. Wallas). Vertreten sind neben Vergessenen wie Ottfried Krzytanowski auch heute noch mehr oder minder geläufige Autoren und Autorinnen wie Ernst Angel, Theodor Däubler, Albert Ehrenstein, Emil Alphons Reinhardt, Martina Wied, Hugo Wolf und allen diesen voran Georg Trakl.

Das Jahr 1914 bringt im Februar nicht nur eine Lesung aus dem im Entstehen begriffenen Roman Tropen in der Wiener Universität, sondern auch erste größere, selbstständige Arbeiten Müllers. In der einzigen Nummer seiner Zeitschrift Torpedo. Monatsschrift für großösterreichische Kultur und Politik erscheint als Sonderdruck unter dem Titel Karls Kraus oder Dalai Lama. Der dunkle Priester ein Pamphlet gegen Karl Kraus. Das nimmt nach Ansicht der Kraus-Kenner Jens Malte Fischer und Hans Heinz Hahnl in der Anti-Kraus-Literatur nicht zuletzt durch eine sprachliche Virtuosität, die ihrem Gegenstand angemessen sei, eine Sonderstellung ein. Weiterhin erscheinen Irmelin Rose. Die Mythe der großen Stadt, eine stilistisch in sich gebrochene essayistische Novelle, die in ihrer angstbeladenen Wolllüstigkeit als eigenwilliger Beitrag zu den intellektuellen Problemfeldern „Technik“ und „Großstadt“ gelesen werden kann, sowie Was erwartet Österreich von seinem jungen Thronfolger?, Müllers erster umfangreicher politischer Essay. In diesem Essay, der repräsentativ für die erste Phase seiner politisch-kulturellen Konzeptionsbildung ist, spricht er sich vehement gegen demokratische und parlamentarische Regierungsformen aus und will um der Schaffung eines neuen Menschen willen die Macht in die Hände von „Zuchtgermanen“, das sind „Prinzen, Adelige und Geistige“, gelegt sehen.

Dass ihm seine politischen und damit einhergehenden, ja diesen zugrundeliegenden anthropologischen Forderungen bzw. Zielsetzungen nicht allein theoretische Maxime bleiben, sondern zu Handlungsmaximen werden, ist daran abzulesen, dass sich der dem Selbstbild nach „Zuchtgermane“ Müller im September 1914 freiwillig mustern lässt. Obwohl für den aktiven Wehrdienst aufgrund einer Atrophie des linken Arms und dessen Hand untauglich, kann er, der den Krieg als „Königsorganisation aller Organisationen“ (Apologie des Krieges) feiert und als Menschenbildner mythisiert, dennoch schon kurze Zeit später den aktiven Dienst in der „Akademischen Legion“ aufnehmen.

Am 17. Januar 1915 kommt er als Pressegehilfe an den südwestlichen Kriegsschauplatz und nimmt dort im Juni – am 22. Februar hat er in Abwesenheit Olga Estermann (geb. 29. Juli 1890) geheiratet, mit der er zwei Töchter bekommen wird – an den Kämpfen bei Plava und Zagora am Isonzo und in der Nähe des Doberdò Plateaus teil. Ihren unmittelbaren Ausdruck finden die dortigen Erfahrungen und Erlebnisse, deren persönlicher ‚Höhepunkt‘ ein ihn lange Zeit heimsuchender, von November bis April 1916 in stationäre psychiatrische Behandlung zwingender Nervenschock infolge einer Granatexplosion ist, in Beiträgen wie Auf Vorposten, Frontleute und Isonzobibel, die zwischen 1915 und 1916 in der Neuen Rundschau bzw. der Schaubühne erscheinen. Nach seiner Genesung dann wird Müller wie beispielsweise auch Robert Musil, Alfred Polgar und Stefan Zweig im Propagandaapparat eingesetzt. Unter anderem übernimmt er für einige Zeit die Leitung der Belgrader Nachrichten.

In diese Kriegsjahre 1915 bis 1917 fällt nicht nur Müllers Hauptwerk Tropen. Der Mythos der Reise, sondern fallen auch drei weitere politische Essaybände: Macht. Psychopolitische Grundlagen des gegenwärtigen Atlantischen Krieges (1915), Österreich und der Mensch. Eine Mythik des Donau-Alpen-Menschen (1916) und Europäische Wege. Im Kampf um den Typus (1917). Die ersten beiden Essays – bei Macht beispielsweise handelt es sich um eine regressiv-utopische Reflexion mit einschlägigen eugenischen, an „Rasse“ gebundenen Dimensionen – beschließen dabei die erste, durch weltumspannende Germanisierungsphantasien, zivilisatorisch-technische Utopien, Verherrlichung ungezügelter menschlicher Triebkräfte und antiplebiszitäre Staats- und Gesellschaftsvorstellungen bestimmte Phase seiner politisch-kulturellen Konzeptionsbildung. Die zweite Phase dann reicht von 1916 bis zum Beginn der revolutionären Ereignisse in Deutschland und ist durch eine Abstinenz von aktuellen politischen Urteilen und Forderungen gekennzeichnet. Kennzeichnend für sie ist der Essayband Europäische Wege, der u.a. eine ‚anthropologisierte‘ Technik, ‚technisierte‘ menschliche Triebe und einen neuen synthetischen Menschentypus mit dem „Deutschen“ im Zentrum einfordert.

Zum 1. Februar 1918 wird Müller aus dem Heer entlassen. Für ihn, der gerade dreißig Jahre alt geworden ist, beginnt nunmehr die aufreibendste und – trotz der singulären Tropen – auch produktivste Phase seines nur kurzen Lebens. Noch 1918 gründet er zusammen u.a. mit Oskar Maurus Fontana und Heinrich Nowak eine Geheimgesellschaft mit dem Namen Katakombe, der zeitweilig auch Musil angehört. Aufgabe der Katakombe soll es sein, durch die Kooperation kleinerer Zeitschriften wie Der Anbruch, Das Flugblatt, Der neue Daimon, Die Rettung und Die neue Wirtschaft den politischen Aktivismus zu verbreiten, dessen Hauptvertreter in Deutschland Kurt Hiller ist. Doch zerfällt die Katakombe schon Anfang 1919, da man sich nicht auf ein gemeinsames politisches und kulturelles Programm einigen kann. An ihre Stelle tritt am 21. August 1919 die Literarische Vertriebs- und Propagandagesellschaft m.b.h., bald nur noch Literaria genannt, deren Geschäftsführer Robert Müller und sein Bruder Erwin, ein Wirtschaftsfachmann, sind. Innerhalb von nur drei Jahren entwickelt sich die Literaria zu einer der größten Buchhändler- und Sortimenterfirmen in Wien mit ca. 60 reichsdeutschen Verlagen, darunter so prominente wie Kiepenheuer, Rowohlt, Kurt Wolff, Erich Reiss, Ullstein und Malik. Da die Literaria aber keine nennenswerte eigene Verlagstätigkeit und somit kein eigenes aktivistisches Programm entwickelt, scheidet Robert Müller zum 10. August 1923 aus dem Unternehmen aus. Ein halbes Jahr später dann, am 9. Januar 1924, lässt er ins Wiener Handelsregister ein eigenes Unternehmen mit dem Namen Atlantischer Verlag eintragen. Der steckt freilich von Beginn an in einer finanziellen Dauerkrise, die ins Fiasko führt.

Aus Otto Flakes Autobiographie Es wird Abend (1960) wird deutlich, warum Müllers Verlag schon nach wenigern Monaten scheitern musste. Müller schätzte zum einen – wir befinden uns in der Inflationszeit – die wirtschaftlichen und monetären Verhältnisse in Deutschland und in Österreich falsch ein. Zum anderen war der Verlag in einer ruinösen Weise überdimensioniert. Zum dritten scheint Müller bei der Zusammenstellung seines Programms keine glückliche Hand gehabt zu haben. Die wenigen Titel, die erschienen, ‚gingen‘ einfach nicht.

Als virtuoser Erzähler tritt Müller im angesprochenen Zeitraum mit den kürzeren Erzähltexten Der Leutnant (1919), dem eingangs erwähnten Romankapitel Manhattan-Girl (1920) aus dem Roman Die graue Rasse, dem ebenfalls dazu gehörenden Text Brooklyn-Bridge (1920) sowie mit dem Sketch (Untertitel) Arena (1920/21) in Erscheinung. Neben diesen kürzeren Texten erscheinen vier eigenständige Publikationen: die Novelle Das Inselmädchen (1919), die am zeitgenössischen Exotismus Kritik übt, der Roman Der Barbar (1920), der sich gegen einen blauäugigen Amerikanismus wendet, der mit dem Protagonisten Jack Slim an Tropen anknüpfende Roman Camera obscura (1921), der zugleich (Anti-)Kriminal- bzw. Detektivroman, Zukunftsroman und „Denkroman“ ist, sowie das romanhafte „Kulturbild“ Flibustier (1922), das – offensichtlich sind hier in besonderer Weise eigene Erfahrungen Müllers eingegangen – in das Milieu der Spekulanten, Kriegsgewinnler, Schieber und Hasardeure im Wien der frühen 1920er Jahre führt.

Robert Müller stirbt am 27. August 1924 mittags gegen 13.00 Uhr im Wiener Rudolfspital an den Folgen eines Lungenschusses. Den hatte er sich in den frühen Morgenstunden des gleichen Tages in der Freudenau höchstwahrscheinlich – und wohl eher zögerlich – selbst beigebracht. Am 30. August wird er auf dem evangelischen Friedhof Matzleinsdorf beigesetzt.

Schockiert von Müllers Tod, beginnt unter Freunden und Weggefährten bald das Rätselraten über die Hintergründe seines gewaltsamen Todes. Dieses Rätselraten hält bis heute an. Dabei gehen die Spekulationen so weit, Müller habe seinem Leben ein Ende gesetzt, weil er sich nicht zwischen seiner Ehefrau und einer anderen Frau entscheiden konnte. Bei dieser anderen Frau könnte es sich um eine Tänzerin gehandelt haben, bei deren ebenfalls gewaltsamem Tod am Abend des 26. Augusts Müller zugegen gewesen sein könnte. Plausibler als dieses mehr der Kolportage (die Müller, siehe Karl May, schätzte!) entlehnte Motiv scheinen hingegen die beiden zusammen zu lesenden Thesen zu sein, dass Müller aus wirtschaftlichen bzw. aus existentiellen Gründen aus dem Leben schied. Mit dem Eintritt ins Geschäftsleben hatte er die Hoffnung verbunden, „in einer sich darin verwirklichenden Einheit von Geist und Tat das Leben ganz zu fassen“ (Arthur Ernst Rutra). Das finanzielle Desaster seines Atlantischen Verlages belehrte ihn aber über die „Unvereinbarkeit kristallreinen geistigen Tatlebens mit dem Diktat des materiellen Lebensverlaufes“ (Rutra). Schließlich ist darauf zu verweisen, dass ihn die Zeitwirklichkeit darüber belehrt haben dürfte, dass es für seine hochfliegenden politisch-gesellschaftlichen und anthropologisch-kulturellen Zielsetzungen keinerlei Realisierungschancen gab. So ist es schlussendlich wohl das Zusammenspiel von wirtschaftlichen, existentiellen, privaten und konzeptionellen Gründen, das dazu geführt hat, dass Robert Müller nur ein kurzes Leben beschieden war.

Expressionistisches Schreiben

Sie, Ladies and Gentlemen, Gebildete, wünschen Handlungen, Ereignisse, Informationen – man wird Ihnen das Negativ geben, das seelische Hohlbild. Zum Schlusse ist die Welt Gedanke. […] Die größten darstellenden Leistungen werden durch einen Styl des Abstrakten entstehen, […] durch eine nicht demonstrierende, sondern anregende, hervorholende Kunst. […] Der Partner des schöpferischen Autors muß die von diesem angedeuteten Kunstprozesse selbst ausführen. Wenn der Autor tüchtig ist, muß wenigstens unter erlesenen der Genuß aller beispiellos sein.
(Die Figur Jack Slim in Camera obscura, 1921)

Zu Beginn seiner Besprechung von Gottfried Benns „Rede an Studenten der naturwissenschaftlichen Fächer“, dem Essay Das moderne Ich (1920), gibt Robert Müller nicht allein eine Leseanweisung für Tropen, sondern fasst in konzentrierter Form auch sein Wissenschafts- und Weltbild und seine produktionsästhetischen Maximen zusammen:

Das Ich mischt die Karten und ist am Geben. […] Es ist gebend, nicht erleidend, schon gar nicht leidend. […] Das jüngste Geschlecht hat diesen solaren Egozentralismus als Weltanschauung mitgebracht; eine kopernikanische Einstellung des Rotationsakzentes. Die Welt hängt zentripetal vom Ich ab, nicht umgekehrt. Der Satz: Das Leben ist eine Entwicklung vom Figürlichen ins Figürlichere und die Absicht des Romans „Tropen“, Äußeres als aktiv gesetztes Gleichnis des Ichs, selbst die Analyse als synthetischen Akt zu begreifen, verkünden diesen Trieb, der zu allen Arten der Ausdruckskunst, Expressionismen und Aktivismen geführt hat.

Müller stellt sich erkenntnistheoretisch wie produktionsästhetisch auf einen Standpunkt, der wissenschafts- und philosophiegeschichtlich u.a. an Ernst Mach und Albert Einstein erinnert. Expressionistisch schreiben heißt für Müller, radikal mit naturalistischen oder realistischen Traditionen zu brechen. Nicht das Abbild einer grundsätzlich allen zugänglichen, sondern eine neue Wirklichkeit ist durch den expressionistischen Autor zu schaffen. Die künstlerische Produktivität, die Phantasie und die Qualität eines Autors messen sich nicht länger an dem jeweiligen Vermögen, Erfahrungen mit der Welt außer uns oder ein Wissen über sie zu vermitteln, sondern zunächst an dem Grad, in dem in den Innenräumen des Schreibenden neue Erfahrungen und Perspektiven, neue Bewusstseinszustände und Einsichten in ein bisher verborgenes Seelen- und Triebleben produziert werden.

Zum zweiten fordert Müller die kompositorische bzw. erzähltechnisch angemessene Verarbeitung solcher Inhalte. Künstlerische Phantasie und die jeweiligen neuen Wirklichkeitssegmente selbst sollen zum Gegenstand einer (an die Romantik erinnernden) Reflexion werden, die auch selbst wieder zum Gegenstand des Erfahrens und Nachsinnens werden kann. Der Möglichkeit nach ergibt sich also eine endlose, dem Spiegelprinzip gehorchende Staffelung von Erfahrungs- und Reflexionsebenen, und es ist der Leser selbst, der bei besonders virtuos komponierten Texten zum Aufstellen weiterer Spiegel angehalten wird.

Schließlich gibt das Ende des Zitats einen Hinweis darauf, wie Müllers Behauptung, „der Aktivist habe sich für den Expressionisten geopfert“, zu verstehen ist. Beide, der expressionistische Künstler und der aktivistische Kulturpolitiker, sind für Müller unter erkenntnistheoretischen wie handlungsleitenden Gesichtspunkten identisch. Doch während der Expressionist sein Kunstwerk im Bild oder Buch schafft, versucht der Aktivist, die Wirklichkeit als sein Kunstwerk neu zu erschaffen, nach seinem Bild oder seinem Buch. Er versucht damit zugleich, allererst die Bedingungen zu schaffen, die dem Expressionisten existentiell und sozial zuträglich sind. „Die Welt hängt zentripetal vom Ich ab“: Das ist nicht allein als erkenntnistheoretisches Postulat zu lesen, sondern auch als handlungsanleitender Sollsatz. Der Aktivist versucht die Einheit von Kunst und Leben, er ist der ins Praktische gewendete Expressionist.

Der Roman „Tropen. Der Mythos der Reise. Urkunden eines deutschen Ingenieurs. Herausgegeben von Robert Müller Anno 1915“

Einmal werde ich das ernste Wort mit dem Gesindel reden. Und dann will ich dem Menschen vom Menschen sprechen, ein kleines Liedchen in der Umgangssprache singen, einen Tanz vom Leben lehren, in den ein ganzer Menschenkörper mit allen seinen herrlichen Funktionen hineingetrommelt und gepfiffen ist […].
(Der Erzähler und Akteur Hans Brandlberger in Tropen, 1915)

Für Tropen betonte Kurt Hiller die „unerhörte Kreuzung aus Gauguin und einem Über-Freud, mit pantrigem Sportboy-Einschlag; oder aus Nietzsche und Karl May“, und Alfred Döblin hob den „Explosionsstil“ hervor: „Auf einer Seite passiert soviel, wie früher in ganzen Büchern.“ Hermann Hesse hatte sich Tropen wegen der „Kühnheit und Biegsamkeit der geistigen Bewegung“, der „Fülle an Anknüpfungen, Gesichtspunkten, Assoziationen […] tief eingeprägt“, und Robert Musil hob die „animalische[] Kraft“ hervor, mit der Müller „eine phantastische Stromreise im Urwald“ beschreibe. Diese stehe „keineswegs hinter der des berühmten [Johannes V.] Jensen zurück“, ja werde – über Jensen hinausgehend – noch durch „eine geistige Kraft in flimmernden, zur Situation passenden Ausstrahlungen“ ergänzt.

Wie schon die ersten wissenschaftlichen Auseinandersetzungen mit Tropen gezeigt haben, stellt der Roman durch das Operieren mit „ironischen und strukturalen Tricks“, mit „Zeit-Dimensionen und potenzierten Fiktionsebenen“ in erzähltheoretischer wie erzählmethodischer Hinsicht „eines der kompliziertesten Gebilde der ‚Moderne‘ dar“ (Ingrid Kreuzer). Darüber hinaus lassen zahlreiche Anklänge an Abenteuer-, Schatzsucher- und Kriminalromane, an Schauer- und Schicksalsstories und Urwald- und Liebesschmöker bei flüchtigem Hineinlesen kaum vermuten, dass hier noch weit mehr geboten wird.

Der Roman ist nicht allein die für den Expressionismus ausführlichste und intellektuell anspruchsvollste Auseinandersetzung mit dem Problem des Reisens (Wolfgang Reif), mit dem weitgefächerten zeitgenössischen kolonialen Diskurs (Thomas Schwarz) und mit dem Urbanitätsdiskurs (Thomas Köster), sondern ebenso ein teilweise schwindelerregender gedanklicher Parforceritt über eine Vielzahl von Themen und Gegenständen: Über anthropologische, kulturhistorische und zivilisationskritische Fragestellungen, über Künste wie Tanz, Malerei und Musik, ja über das Erzählen und Schreiben selber, über Probleme der Erkenntnis-, der Zeichen- und Wissenschaftstheorie, über das Verhältnis der Geschlechter zueinander, über Lust, Mode, Jagd und Brutalität, über Gesundheit, Krankheit und Perversität, über Identität, Co-Existenz und Ichverlust, über Geschichte und Fortschritt und über einen neuen, zukünftig zu erwirkenden Menschentypus. Dessen ungeachtet bietet der Roman zugleich „ein ästhetisch relevantes Leseerlebnis durch eine passagenweise faszinierende Sprachgewalt, komprimiert und exzessiv zugleich, wie sie in der gleichzeitigen Prosa so nicht auftritt, ja, sich literarischen Vergleichen überhaupt weithin entzieht.“ (Ingrid Kreuzer)

In dem Vorwort des Herausgebers Robert Müller zu dem Binnentext des Deutschen Hans Brandlberger, der das eigentliche Reiseerlebnis wiedergibt, wird trotz des eifrigen Bemühens, den Eindruck umfassender historischer Authentizität zu erwecken, gleichzeitig doch auch enthüllt, dass beide, Vorwort wie Binnentext, in den Bereich des Fiktionalen gehören. Der Herausgeber Robert Müller ist eine vom Autor Robert Müller erfundene Erzählerfigur, die als Ich-Erzähler das Vorwort verfasst und hier einen fiktiven (den „historischen“) Amerikaner namens Jack Slim – neben den Figuren des Holländers van den Dusen und Hans Brandlberger der dritte Protagonist des Romans – und einen fiktiven (den „1907“ umgekommenen) Hans Brandlberger einführt. Das aber bedeutet, dass auch Hans Brandlberger keine reale Existenz zukommt. Er ist eine erzählte Figur, die als Erzählerfigur zugleich Autor des Binnenromans ist. Als Autor des Binnenromans erdenkt auch diese Erzählerfigur Brandlberger einen fiktiven Brandlberger und einen fiktiven Jack Slim, dessen Identität mit dem fiktiven Slim des Vorwortes freilich von der Herausgeberfigur Robert Müller behauptet wird. Brandlberger und Slim sind also Figuren, die zwar in unterschiedlichem Grad, so doch beide in potenzierter Fiktivität erscheinen, da ja bereits der Herausgeber Müller eine fiktive Figur des historischen Robert Müller ist. Im Binnenroman selbst dann wird das Spiel mit den Fiktionsebenen noch einmal dadurch angefacht, dass dessen Figuren Brandlberger, Slim und van den Dusen Bücher zu schreiben gedenken, die z. T. einen Brandlberger, einen Slim, einen van den Dusen zum Helden haben sollen.

Grob gefasst lässt sich das vordergründige Geschehen von Brandlbergers Binnenroman als Tropenreise ins Quellgebiet des „Rio Taquado“ beschreiben, die der Bergung eines von Jack Slim bereits zweimal vergeblich gesuchten Schatzes dienen soll. Dem Umfang nach nimmt dieses Geschehen allerdings nur etwa ein Drittel des Romans ein, während zwei Drittel des Binnenromans der Wiedergabe von Gedanken, Gesprächen, Träumen, Halluzinationen, Trancezuständen etc. vorbehalten sind.

Slim bricht diesmal im Jahr „19..“ von Curaçao aus auf, wo sich der ihm bereits bekannte van den Dusen und Hans Brandlberger schon seit geraumer Zeit aufgehalten haben. Mit einigen Eingeborenen als Ruderern bzw. Trägern wird zunächst eine vierzehntägige, an äußeren Ereignissen arme Bootsfahrt auf einem Urwaldfluss absolviert. Dann führt ein kurzer Marsch durch den Urwald zu einem Indianerdorf, in dem sich die Weißen trotz einer – wie Brandlberger gegen den eigenen Text behauptet – „Katastrophe der Langeweile“ länger aufhalten. Zunehmende Differenzen mit den Eingeborenen und eine in Dorfnähe gefundene Leiche einer Indianerin namens Rulc zwingen dann jedoch zum hastigen Aufbruch. Im Gefolge befindet sich nun auch die „Priesterin“ Zana, die die Geliebte Slims ist und die auch von Brandlberger nach anfänglicher, sich der Verdrängung des eigenen Lustempfindens verdankender Abscheu hemmungslos begehrt wird.

Nach einem weiteren Marsch durch den Urwald wird der Ort des (nicht vorhandenen) Schatzes, eine Höhle hinter einem breiten Wasserfall, schließlich ohne weiteres gefunden. Hier befällt die Reisegesellschaft jedoch eine unerklärliche, tagelang anhaltende Trägheit und Willenlosigkeit, die erst durch das energische Auftreten Slims, der zur Rückkehr in die Zivilisation mahnt, überwunden zu werden scheint. Doch bei einer Ausfahrt in einem neuen Boot kommt Slim auf mysteriöse Weise ums Leben, und auch van den Dusen findet wenig später einen grauenvollen Tod. Brandlberger allein wird von Zana gerettet und von ihr wieder in die Zivilisation gebracht, was allerdings selbst nicht mehr geschildert wird. Freilich weiß der Leser des Vorworts bereits, dass auch Hans Brandlberger letztlich kein glückliches Ende genommen hat und wenige Jahre nach seinem Tropenerlebnis einem Indianeraufstand unter Führung einer „Priesterin namens Zaona“ „im Quellgebiete des Rio Taquado“ zum Opfer gefallen ist.

Schon die ersten Kapitel, die erzählte Bootsreise, intonieren die eigentlich erzählte Reise in die intellektuellen, ethischen, ästhetischen und erotischen Tiefen und Untiefen prototypisch gemeinter Figuren, die Tropen vor allem anderen ist. Grundsätzlich dient die gesamte Dschungelwelt dazu, ein Gleichnis für den neuen Menschen abzugeben, dem Ergebnis einer umfassenden, sogenannte Wilde und sogenannte Kulturmenschen gleich gewichtenden Hybridisierung. Die Tropen werden als ein „Wortspiel“, als „Tropus“, als „Appell an das Gedächtnis meiner Eingeweide“ und „biographische Erinnerung an die Faulenzerperiode“ verstanden. Sie symbolisieren darüber hinaus die „hypertrophische[] und deutliche[] Entfaltung aller menschlichen Beziehungen […], die hier rein und ungehemmt, tropisch sozusagen ins Kraut schießen“.

Drei miteinander eng verknüpfte Elemente sind es vor allem, die sich in dem im Roman entworfenen und erstrebten, doch nur partiell (Brandlberger und Slim) realisierten neuen Typus niederschlagen müssen: die Theorie der Lust, die sogenannte „Dimensionenlehre“ und die Lehre vom „Phantoplasma“.

Der „Hunger nach Lust“ wird als „Angelpunkt des gesamten vegetabilischen und animalischen Lebens“, sie selbst als „das Leben an und für sich, das Element aller Dimensionalität“ begriffen. Doch wird diese Lust mit Brutalität, mit „Exzeß“ und „erwünschter Gewalt diesseits von Sitte und Benehmen“, ja mit „Grauen“ in eins gesetzt. Nur der Mensch gilt als „gesund“, der „mit dem vielseitigsten und von keiner Moral verschnittenen Lusttriebe“ den „schönsten nymphischen Eigenschaften des Menschen“ nachgeht und zu einem „blutigen Bilde“ von „Gesundheit“ gelangt. Das aber ist der Eingeborene, der im Gegensatz zu „den europäischen und deren Tochterzivilisationen“ „physiologisch[]“ aufgeklärt ist.

Die Rückkehr aber zum Lustempfinden und Lusthandeln der Eingeborenen scheint dem europäisch sozialisierten und domestizierten Weißen durch seinen Intellekt auf immer versperrt. Slim bedient sich der Lehre von den „Dimensionen“, um das Handicap der europäischen „Rechtser-Kultur“ gegenüber der von ihr als „linkisch“ abgewerteten Kultur der Eingeborenen zu erläutern. Als letztes Glied in einer Reihe von Dimensionen wird das „Bewußtsein“ eingeführt. Lust wird zum „direkteste[n]“, „Existenz“ zum „tiefste[n] Inhalt am anderen Ende des Bewußtseins“ erklärt. Von hier aus erfolge „eine Bewegung, die man ganz gut Dekadenz nennen“ könne.

Der Grad dieser „Dekadenz“ allerdings ist von Kulturkreis zu Kulturkreis verschieden und richtet sich nach der Anzahl von Dimensionen, über die die jeweilige Welt-Anschauung verfügt. Die vierte Dimension, die Zeit, und selbst die dritte, der Raum, werden dem Eingeborenen abgesprochen. Der Eingeborene, dem folglich auch die Sprache noch keine „Anschauung höheren Ranges“ sei und der deshalb Musik, Malerei und Tanz anhänge, lebe noch in der „Ewigkeit“ und in der „Fläche“, während der Durchschnittseuropäer neben „Entwicklung“ und „Inversion“ (Raum) den „Fortschritt“ (Zeit) absolut setze. Während es also dem Eingeborenen an „Gehirn“ mangele, habe der Europäer das „Gefühl“ auf seinen bloßen „Ausfluß“, das Denken reduziert. Beide Lebensformen, beide „Phantoplasmen“ sind einseitig, indem sie eine Seite der Dimension „Bewußtsein“ zwar überbetonen, dies allerdings nicht radikal genug, nicht „heroisch“.

Schließlich die Lehre vom „Phantoplasma“: Brandlberger in der Trance erlebt ein Stakkato von Bewusstseins- und Wirklichkeitsebenen. Er hat zum einen das Bewusstsein, in der Trance zu sein, hat in der Trance selber aber einen Traum, in dem wiederum drei Wirklichkeitsebenen – zwei ‚wahre‘ und eine ‚unwahre‘– wahrgenommen werden:

In diesem Zustande waren die zwei Tiefen der Seele, Traum und Untraum, verschiebbar, und alles war Traum, alles war Wirklichkeit. Die Welt der Logik, das Phantoplasma, das Bild gewordene System der zureichenden Erklärungen war zwiefach. Es pendelte zwischen zwei Rhythmen, davon jeder bloß der Umschwung des anderen war. […] Derselbe seelische Verlauf konnte ein verschiedenes Phantoplasma, sei’s Traum, sei’s Wachleben unterlegen.

Die vertikale, an Zeit gebundene Lehre von den „Dimensionen“ wird durch die horizontale, simultaneistische Lehre vom „Phantoplasma“ ergänzt. Soll daher die Synthese zwischen der „zerebrale[n] Spannung“ des modernen Europäers und der „Relaxation des Urmenschen“ zu einem neuen, idealen Typus Mensch führen, so müssen einerseits die Phantoplasmen, die beiden Kulturkreisen zugeordnet sind, in einer höheren Bewusstseinsebene, einem neuen Phantoplasma aufgehoben sein. Dieses neue Phantoplasma selber aber ist wiederum durch ein Bewusstsein aufzuheben, dem „die stoffliche Welt ein vertauschbarer Schein“ ist und für das nur „die Wirkung als Gedanke“ zählt. Dieses „kommende Phantoplasma aber […], dieses zu erwartende Lebenssystem“ ist für Brandlberger „die Welt des Jäger- und Beobachtermenschen.“ Indem der neue Mensch also in Urzustände zurückzureisen scheint, erreist er doch in Wirklichkeit den ganzen Menschen in sich und stürmt, „baufällig nach vorwärts“, wie er ist – – – wohin?

Hinweise

Der Essay enthält zahlreiche nicht eigens ausgewiesene wörtliche Übernahmen aus meinen Publikationen Robert Müller. Themen und Tendenzen seiner publizistischen Schriften (1986/2011), Nachwort (zu dem Roman Tropen, 1990) sowie Die Erschaffung von ‚Robert Müller‘ durch Kulturkritik, Germanistik und Komparatistik im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. Mit einem Ausblick auf Forschungsbeiträge der Gegenwart (2019).

Biographisch liegen ihm weiterhin der eingangs genannte Biographische Abriß von Werner J. Schweiger und die Einleitung von Thomas Schwarz zu dem von ihm und mir herausgegebenen Band Robert Müller: Paralipomena zugrunde.

Robert Müller zum Kennenlernen

Müller, Robert: Paralipomena (= Werkeausgabe in Einzelbänden, Bd. 14). Hrsg. von Thomas Schwarz und Günter Helmes. Hamburg: Igel Verlag 2019.

Auswahl selbstständiger Schriften über Robert Müller

Dietrich, Stephan: Poetik der Paradoxie. Zu Robert Müllers fiktionaler Perosa. Siegen: Carl Böschen Verlag 1997.

Gardian, Christoph: Sprachvisionen: Poetik und Mediologie der inneren Bilder bei Robert Müller und Gottfried Benn (= Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen, Bd. 31). Zürich: Chronos Verlag 2014.

Gess, Nicola: Primitives Denken: Wilde, Kinder und Wahnsinnige in der literarischen Moderne (Müller, Musil, Benn, Benjamin). München, Paderborn: Wilhelm Fink Verlag 2013.

Heckner, Stephanie: Die Tropen als Tropus. Zur Dichtungstheorie Robert Müllers. Wien, Köln 1992.

Helmes, Günter: Robert Müller: Themen und Tendenzen seiner publizistischen Schriften (= Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte, Bd. 11). Frankfurt am Main: Peter Lang Verlag 1986. Zweite, unveränderte Auflage Hamburg: Igel Verlag 2011.

Köster, Thomas: Bilderschrift Großstadt. Studien zum Werk Robert Müllers (= Kasseler Studien zur deutschsprachigen Literaturgeschichte, Bd. 8). Paderborn: Igel Verlag 1995.

Liederer, Christian: Der Mensch und seine Realität. Anthropologie und Wirklichkeit im poetischen Werk des Expressionisten Robert Müller. Würzburg: Königshausen & Neumann 2004.

Kreuzer, Helmut, Helmes, Günter (Hg.): Expressionismus – Aktivismus – Exotismus. Studien zum literarischen Werk Robert Müllers. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 1981.

Pflaum, Bettina: Politischer Expressionismus. Aktivismus im fiktionalen Werk Robert Müllers. Hamburg: Igel Verlag 2008.

Raepke, Frank: Auf Liebe und Tod. Symbolische Mythologie bei Robert Müller – Hermann Broch – Robert Musil (= Zeit und Text, Bd. 6). Münster: LIT-Verlag 1994.

Schwarz, Thomas: Robert Müllers Tropen. Ein Reiseführer in den imperialen Exotismus (= Diskursivitäten / Literatur. Kultur. Medien, Bd. 9). Heidelberg: Synchron 2006.

Zunzer, Hubert: Jack Slim, der Affenmensch und Gehirnmensch. Die Gestaltung des „Neuen Menschen“ in Robert Müllers programmatischen Romanen Tropen und Camera obscura. Wien: Universität Wein 1999.

Weitere selbstständige Schriften über Robert Müller oder Schriften, in denen er verhandelt wird, finden sich in Ders.: Paralipomena (= Werkeausgabe in Einzelbänden, Bd. 14). Hrsg. von Thomas Schwarz und Günter Helmes. Hamburg: Igel Verlag 2019, S. 248-256.

Auswahl unselbstständiger Schriften über Robert Müller

Baßler, Moritz: Jäger der verlorenen Pace. Robert Müller: Tropen. Der Mythos der Reise. Urkunden eines deutschen Ingenieurs (1915). In: Matthias Luserke-Jaqui (Hg.): Deutschsprachige Romane der klassischen Moderne. Berlin: de Gruyter 2088, S. 128-153.

Begemann, Christian: Tropische Welten. Anthropologie, Epistemologie, Sprach- und Dichtungstheorie in Robert Müllers Tropen. In: Anil Bhatti, Hort Turk (Hg.): Reisen, Entdecken, Utopien. Untersuchungen zum Alteritätsdiskurs im Kontext von Kolonialismus und Kulturkritik. Frankfurt am Main: Peter Lang Verlag 1998, S. 81-91.

Berning, Matthias: ‚Südseetraum‘ und Kunsttheorie – ein Streitfall? Die Südsee-Thematik bei C. Einstein und G. Benn im Spiegel ihrer avantgardistischen Poetik und ihre Desillusionierung bei B. Brecht und R. Müller. In World Literature Studies 7, 2015, S. 47-57.

Braungart, Georg: Exotismus und Zivilisationskritik. Robert Müller Tropen und Alfred Döblin Amazonas. In: Jörg Robert, Friederike Felicitas Günther (Hg.): Poetik der Wilden. Festschrift für Wolfgang Riedel. Würzburg: Königshausen & Neumann 2012, S. 439-457.

Erdbeer, Robert Matthias: Der Einkaufsbummel als Horrortrip. Ein diskursgeschichtlicher Versuch zur Attraktionskultur in Robert Müllers Erzählung Irmelin Rose (1914). In: Hofmannsthal-Jahrbuch 2000, S. 311-355.

Ders.: Spaßige Rassen. Ethno-Flanerie und Gender-Transgression in Robert Müllers Manhattan. In: Kerstin Kropp, Klaus Müller-Richter (Hg.): Die ‚Großstadt‘ und das ‚Primitive‘. Stuttgart: Metzler 2004, S. 221-258.

Fischer, Ernst: Ein doppelt versuchtes Leben. Der Verlagsdirektor Robert Müller (und der Roman Flibustier). In: Helmut Kreuzer, Günter Helmes (Hg.): Expressionismus – Aktivismus – Exotismus. Studien zum literarischen Werk Robert Müllers. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 1981, S. 217-251.

Frank, Michael C.: Die Exotik von Robert Müllers Tropen (1915). Begegnung mit einem fremden Roman. In: Aleida Assmann, Michael C. Frank (Hg.): Vergessene Texte. Konstanz: Universitäts-Verlag 2004, S. 187-206.

Gardian, Christoph: Atemporalität. Techniken und Effekte des Zeitlosen im literarischen Expressionismus (Paul Adler, Robert Müller). In Antonius Weixler, Lukas Werner (Hg.): Zeiten erzählen: Ansätze – Aspekte – Analysen. Berlin: de Gruyter 2015, S. 473-497.

Helmes, Günter: Katholischer Bolschewik in der „Schwäbischen Türkey“. Zum politischen Denken Robert Müllers. In: Helmut Kreuzer, Günter Helmes (Hg.): Expressionismus – Aktivismus – Exotismus. Studien zum literarischen Werk Robert Müllers. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 1981, S. 178-216.

Ders.: Nachwort: In: Robert Müller: Tropen. Der Mythos der Reise. Urkunden eines deutschen Ingenieurs. Herausgegeben von Robert Müller Anno 1915 (1915). Paderborn: Igel Verlag 1990, S. 245-264.

Ders.: „Die Zeugung geht durch unser Gehirn“. Die Erschaffung von ‚New York‘ in Robert Müllers Zyklus Manhattan (1923) und die Erschaffung von ‚Robert Müller’ durch Kulturkritik, Germanistik und Komparatistik im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts. In: Jahrbuch zur Kultur und Literatur der Weimarer Republik, Bd. 19, 2018, S. 127-154.

Holzner, Johann: Robert Müller, der verschwundene Vermittler, Trakl und Der Brenner. MittBrenner-Archiv. Nr. 41, 2022, S. 141-158.

Köster, Thomas: Berlin liegt in den Tropen. Der ‚Berliner Blick‘ des Wiener. Expressionisten Robert Müller (1887-1924). In: Bernhard Fetz, Hermann Schlösser (Hg.): Wien – Berlin. Mit einem Dossier zu Stefan Großmann. Wien: Paul Zsolnay Verlag 2001, S. 58-78.

Kreuzer, Ingrid: Robert Müllers Tropen. Fiktionsstruktur, Rezeptionsdimensionen, paradoxe Utopie. In: Wolfgang Haubrichs (Hg.): LiLi-Beiheft 8. Erzählforschung 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1978, S. 193-222. Wieder in: Helmut Kreuzer, Günter Helmes (Hg.): Expressionismus – Aktivismus – Exotismus. Studien zum literarischen Werk Robert Müllers (1887-1924). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1981, S. 11-20.

Krobb, Florian: „Vertuschungsversuche“. Robert Müllers Tropen: Kriminalroman und Tragikomödie. In: DVjs 89, H. 2, 2015, S. 235-264.

Kummer, Werner: Robert Müller Tropen. Ein fünfdimensionaler kubistischer Mythos. In: Rolf Grimminger, Iris Hermann (Hg.): Mythos im Text. Zur Literatur des 20. Jahrhunderts. Bielefeld: Aisthesis Verlag 1998, S. 149-159.

Lim, Wesley: From Ritual Dance to Flight: Glimmers of the Fantastic in Robert Müller’s Tropen: Der Mythos der Reise. In: Journal of Austrian Studies, Volume 48, Numer 2, 2015, S. 101-120.

Martins, Caterina: Grossstadt als Mnemo-Karthographie. Robert Müllers Manhattan. In: Mário Matos, Orlando Grossegesse (Hg.): Interkulturelle Mnemographien. Mnemo-Grafias Interculturaies. Intercultural Mnemo-Grafies. Braga und Guimarães: Universidade do Minho 2011, S. 137-152.

Michel, Andreas: Travel and Hybridity: Hans Grimm’s Afrikafahrt and Robert Müller’s Tropen. In Colloquia Germanica, 40/2, 2007, S. 141-156.

Nies, Martin: „Stimme” und „Identität“: Das Verschwinden der „Geschichte“ in Knut Hamsuns Pan, Johannes V. Jensens Skovene, Joseph Conrads Heart of Darkness und Robert Müllers Tropen. In: Andreas Blödorn, Daniela Langer, Michael Scheffel (Hg.): Stimme(n) im Text: Narratologische Positionsbestimmungen. Berlin: de Gruyter 2006, S. 267-295.

Riedel, Wolfgang: „What’s the difference?” Robert Müllers Tropen (2015). In: Nicholas Saul, Daniel Steuer, Frank Möbius, Birgit Illner (Hg.): Schwellen. Germanistische Erkundungen einer Metapher. Würzburg: Königshausen & Neumann 1999, S. 62-76.

Roland, Hubert: Le „nouveau barbare” de Robert Müller: primitivisme littéraire, colonialisme et „hybridité”. In: Norah Giraldi Dei-Cas, Fatiha Idmhand, Cathy Fourez (Hg.): Lieux et figures de la barbarie. Brüssel: Peter Lang Verlag 2012, S. 167-180.

Schmidt, Dietmar: ‚Zeitrassen‘. Chronotopos und anthropologische Relativität in Robert Müllers Tropen. Der Mythos der Reise (1915). In: Hansjörg Bay, Wolfgang Struck (Hg.): Literarische Entdeckungsreisen. Vorfahren – Nachfahrten – Revisionen. Wien, Köln: Böhlau 2012, S. 221-234.

Schwarz, Thomas: Robert Müllers Tropen (1915) als neurasthenisches Aufschreibesystem. In: Maximilian Bergengrün, Klaus Müller-Wille, Caroline Pross (Hg.): Neurasthenie. Die Krankheit der Moderne und die moderne Literatur. Freiburg: Rombach 2010, S. 139-155.

Ders.: „Met ist doch ein verrückter Stoff“. Robert Müllers tropische Delirien. In: Katharina Manojlovic, Kerstin Putz (Hg.): Im Rausch des Schreibens. Von Musil bis Bachmann. Wien: Zsolnay 2017, S. 218-241.

Sonderteil Robert Müller. In: Die Pestsäule. Monatsschrift für Literatur und Kulturpolitik. Zweite Folge, H. 12, Oktober/November 1974, S. 137-138 (mit Beiträgen von Theodor Allesch-Alescha, Hans Heinz Hahnl, Adelbert Muhr, Theodor Sapper, Werner J. Schweiger und Ludwig Ullmann sowie dem Wiederabdruck von Müllers Erzählung Manhattan Girl).

Willemsen, Roger: Die sentimentale Gesellschaft. Zur Begründung einer aktivistischen Literaturtheorie im Werk Robert Musils und Robert Müllers. In: Deutsche Vierteljahresschrift, 58, 1984, S. 289-316.

Weitere unselbstständige Schriften über Robert Müller oder Schriften, in denen er verhandelt wird, sowie weitere Quellen finden sich in Ders.: Paralipomena (= Werkeausgabe in Einzelbänden, Bd. 14). Hrsg. von Thomas Schwarz und Günter Helmes. Hamburg: Igel Verlag 2019, S. 165-221, 248-256.

Robert Müller auf literaturkritik.de (Auswahl)

https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=8884

https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=10111

https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=12005

https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=25349

Egon Schiele hat Robert Müller am 2. Januar 1918 um 17 Uhr portraitiert.