Wulf Segebrecht über Goethes berühmtes Nachtlied und seine Folgen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

„Über allen Gipfeln / Ist Ruh’, / In allen Wipfeln / Spürest Du / Kaum einen Hauch; / Die Vögelein schweigen im Walde. / Warte nur! Balde / Ruhest du auch.“ Dieses Gedicht, das Goethe 1780 an eine Wand des Jagdhäuschens auf dem Kickelhahn schrieb, hat die Welt erobert. Viele halten es für das schönste deutsche Gedicht überhaupt. Es wurde in alle Sprachen der Welt übersetzt, über 200 mal vertont, unendlich oft parodiert, zur Werbung und zur politischen Agitation eingesetzt, leichtfertig verulkt von Spöttern und tiefsinnig analysiert von ernsthaften Literaturwissenschaftlern als Liebesgedicht und Grabspruch, als Naturlyrik und als Inbegriff der Lyrik schlechthin. Kleist, Brecht, Karl Kraus, Erich Fried, Ernst Jandl und Albert Ostermaier setzten sich mit diesen Versen auseinander und nutzten sie zu eigenen Gedichten.

Das alles und mehr beschreibt und diskutiert ein eben erschienenes Buch von Wulf Segebrecht, das seine 1978 erschienene erste Fassung erheblich erweitert. Es geht aus von der Entstehung, den Drucken und Handschriften sowie dem Kult des Ortes auf dem Kickelhahn bei Ilmenau bis zum Versuch einer neuen Interpretation des Gedichts vor dem Hintergrund der Bergwerksangelegenheiten, mit denen Goethe zu der Zeit befasst war, als er das Nachtlied schrieb. Zeitgenössische Materialien, eine Chronik, eine Karte, zahlreiche Abbildungen und ein umfangreiches Literaturverzeichnis ergänzen das Buch.

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Titelbild

Wulf Segebrecht: Goethes Nachtlied »Über allen Gipfeln ist Ruh’«. Ein Gedicht und seine Folgen.
Wallstein Verlag, Göttingen 2022.
268 Seiten , 29,00 EUR.
ISBN-13: 9783835352780

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