Julian Köck beschäftigt sich in seinem Buch „‚Die Geschichte hat immer Recht‘“ mit der „Völkischen Bewegung im Spiegel ihrer Geschichtsbilder“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Julian Köck geht in seiner Berner Dissertation der Frage nach, was den Kern der Ideologie der im späten 19. Jahrhundert entstandenen „Völkischen Bewegung“ ausmacht. Die Auswertung einer großen Anzahl von völkischen Monographien (unter anderem von Theodor Fritsch, Heinrich Wolf, Ludwig Schemann, Max Wundt) und Periodika (unter anderem Hammer, Heimdall, Deutschlands Erneuerung) ergab, dass sich Geschichtskonstruktionen als argumentative Basis der weltanschaulichen und politischen Vorstellungen der Völkischen begreifen lassen. Im Kern des völkischen Denkens steht – in durchaus idealistischer Tradition – das Volk als überzeitliche Schicksalsgemeinschaft.

Die häufig stark ausgeprägte Heterogenität der einzelnen Gedanken wurde durch den geteilten kulturellen Code, der auf dem Konzept der Rasse fußte, und eine Reihe von allgemeinen Selbst- und Feindbildern überbrückt. Dadurch lässt sich die hohe Anschlussfähigkeit der Völkischen an andere Bewegungen erklären. Deutlich wird in Köcks Buch, dass ein Großteil der völkischen Publizisten der Moderne keineswegs feindlich gegenüberstand, sondern sich vielmehr in ihrer Offenheit gegenüber Evolutionsbiologie und Positivismus als wissenschaftliche Avantgarde und den historistischen Professoren gegenüber als überlegen empfand.

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Titelbild

Julian Köck: „Die Geschichte hat immer Recht“. Die Völkische Bewegung im Spiegel ihrer Geschichtsbilder.
Campus Verlag, Frankfurt a. M. 2016.
505 Seiten, 56,00 EUR.
ISBN-13: 9783593504780

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