Alte Messe – Neuer Preis
Die achte Verleihung des Literaturpreises Seraph auf der Leipziger Buchmesse
Von Daniel Kost
Die Leipziger Buchmesse – eine der ältesten und größten Messen Deutschlands. Heutzutage stellt sie eine Plattform dar, auf der Autoren Geschäftsbeziehungen aufbauen, Verlage ihre Angebote vorstellen, Lesungen abgehalten und Preise vergeben werden. Einer der Letzteren ist seit 2012 der Seraph, der dieses Jahr abermals verliehen wird, direkt am ersten Tag der Veranstaltung.
Der Seraph ist ein vergleichsweise junger Literaturpreis und einer der wenigen, der deutschsprachige Werke der Genres der Phantastik auszeichnet. Gemeint sind Science-Fiction, Horror und Fantasy. Ähnlich wie die Buchmesse stellen sie ebenfalls – denkt man an Autoren wie Jules Verne und E.T.A. Hoffmann – weit zurückreichende Phänomene dar. Doch werden sie, im Gegensatz zu anderen Sparten des Marktes, noch nicht so lange geehrt und gewürdigt, vor allem nicht im deutschsprachigen Raum. Dieser Ansicht sind auch die Verantwortlichen hinter dem Seraph: die Mitglieder der Phantastischen Akademie e.V.
Die späte Aufmerksamkeit für die Gattungen der Phantastik kommt nicht von ungefähr. Sie wurden als Mittel bloßer Realitätsflucht bezeichnet oder mit der ebenfalls lange unterschätzten Kinder- und Jugendliteratur gleichgesetzt (besonders die Fantasy-Literatur). Obwohl sich die Verhältnisse inzwischen gewandelt haben mögen, galt diese im besten Fall als Trivialliteratur, im schlimmsten Fall als (literaturwissenschaftlich) zu vernachlässigen oder als Schund; etwas, das keine ‚richtige’ Literatur darstellt und müde belächelt wird. Der Verein betrachtet ein solches Stigma für eine immer stärker vertriebene und gelesene Rubrik als inakzeptabel, weswegen der Seraph entstand.
Die Phantastische Akademie fördert die Phantastik mit mehreren Strategien: Ihr Name erinnert an die Institution, die den Nobelpreis verleiht. Die Seraph-Statuette – die Replik eines Seraphim, der höchstrangigen und nobelsten Engel – ähnelt dem Oscar, wenn man von den drei Flügelpaaren absieht, die stilistisch die drei Genres Fantasy, Science-Fiction und Horror repräsentieren. Es wird auf bedeutende deutschsprachige Schriftsteller, wie Theodor Storm, Michael Ende und nicht zuletzt E.T.A. Hoffmann, rekurriert. Die Jury besteht aus Mitgliedern des Phantastik-Autoren-Netzwerkes (PAN e.V.) und Verlegern. Und man ist natürlich in Leipzig auf einer der traditionsreichsten Messen Deutschlands präsent.
Die Professionalität und Seriosität, die der Seraph ausstrahlt, legitimiert ihn, stets das Beste Buch, das Beste Debüt und seit 2016 den Besten Independent-Titel zu küren. Zu den Preisträgern zählen unter anderem Autoren wie Kai Meyer, der den Preis zwei Mal gewann, Nina Blazon 2016 und letztes Jahr Michael Marrak. Wer den Preis 2019 erhält, wird in wenigen Stunden verkündet.
Die Shortlist des Seraph 2019
Bestes Buch:
Bernhard Hennen: Die Chroniken von Azuhr – Der Verfluchte Tom Hillenbrand: Hologrammatica T. S. Orgel: Terra Judith C. Vogt: Roma Nova
Bestes Debüt:
Rebecca Andel: Feder und Klinge Kris Brynn: The Shelter – Zukunft ohne Hoffnung Willi Hetze: Die Schwärmer
Bester Independent-Titel:
Nora Bendzko: Hexensold Stella Delaney: Das Leuchten am Rande des Abgrunds Birgit Jaeckel: Das Erbe der Rauhnacht
Update: Die Gewinner stehen fest!
Bestes Buch: Bernhard Hennen: Die Chroniken von Azuhr – Der Verfluchte
Bestes Debüt: Kris Brynn: The Shelter – Zukunft ohne Hoffnung
Bester Independent-Titel: Birgit Jaeckel: Das Erbe der Rauhnacht
Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen