In ihrem Band „Metaphilologisches Erzählen. Der Text und seine Interpretation im Roman der Gegenwart“ fragt Svenja Frank danach, ob Literatur sich selbst interpretieren kann
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseIn der Reihe Hermeneutik und Interpretationstheorie ist der Band Metaphilologisches Erzählen. Der Text und seine Interpretation im Roman der Gegenwart erschienen. Darin untersucht Svenja Frank, wie sich fiktionale Erzähltexte auf ihre potentielle Rezeption durch Literaturkritik und Literaturwissenschaft beziehen. Im deutschsprachigen Raum ist vermehrt die Rede von dieser spezifischen Form literarischer Selbstbezüglichkeit: Zeitgenössische Erzähltexte antizipierten ihre philologische Auslegung und führten die professionelle Rezeption gezielt in die Irre. Die Autorin fragt, wie solche Bezugnahmen überhaupt möglich sein können. Dabei geht es ihr nicht um etwaige intertextuelle Referenzen auf die Literaturtheorie, sondern um Bezugnahmen als ästhetisches Prinzip des Textes. Anhand von Einzelstudien weist sie solche metaphilologischen Textverfahren nach und erforscht ihre Bedeutung für den je individuellen Roman. Die metaphilologischen Verfahren, die sich drei Typen zuordnen lassen, unterscheiden sich teils erheblich hinsichtlich des interpretatorischen Aufwands, der zu ihrer Offenlegung notwendig ist, das heißt hinsichtlich des Grads ihrer Explizitheit. Es ist auch anzunehmen, dass der Typ des Verfahrens Einfluss darauf hat, inwiefern das metaphilologische Erzählen Rezipienten und Rezipientinnen dazu bewegt, ihre eigene Auslegungspraxis zu reflektieren. Neben den Funktionsweisen des metaphilologischen Erzählens untersucht die Studie auch seine Gegenstände und legt dar, welche philologischen Praktiken und Schreibweisen in den Romanen aufgegriffen werden und welche Schlüsse daraus möglicherweise zu ziehen sind.
Die Analysekapitel lassen sich auch unabhängig von der übergeordneten Zielsetzung lesen. Sie erweitern das Verständnis der untersuchten Romane unter anderem von Felicitas Hoppe, Thomas Lehr, Kristof Magnusson und Frank Witzel und bieten alternative Sichtweisen auf deren Erzählsituationen. Den Textanalysen vorangestellt sind methodische Diskussionen zum Textkorpus, in denen die Autorin unter anderem zu dem Schluss kommt, dass die Gegenwartsliteratur im relationalen und im historischen Sinn entgegen verbreiteten Forderungen keine spezifischen Herangehensweisen erfordere.
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