Günter Helmes über ein literarisches Meisterwerk, einen guten Film und eine fragwürdige Literaturverfilmung

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die in unterschiedlichen Fassungen und Sprachen vorliegende, erzählkünstlerisch bril­lan­te Novelle Babettes Fest wird anhand der deutschsprachigen Über­set­zung von W. E. Süskind einem close reading unterzogen und dabei historisch-kul­turell kontextualisiert. Es wird nachgezeichnet, wie der eminent religiös-christliche Text im Spannungsfeld von Altem und Neuem Testament, Glaubensrichtungen, Dies­seits und Jenseits, Lebensentwürfen, Rollenbildern und -konflikten, Moralvor­stellungen, Liebeskonzepten, Politik, Bürger­lichkeit, Künstlertum und Geschlechtermodellen nach einer rechten, das heißt sinnlich-erfüllten, sinnhaft-glücklichen und zugleich christlich-gottgefälligen Lebens­füh­rung fragt. Dabei geht es auch um die Frage, wer aufgrund welcher Le­gi­tima­tionen Deutungsmacht insbesondere über die Bibel für sich beanspruchen kann.

Anschließend wird Gabriel Axels Film Babettes Fest (1987) einer summarischen Betrachtung unterzogen. U. a. wird gezeigt, dass der als international marktgängiges Unterhaltungskino aufs Ganze gesehen überzeugende Film zu einem näheren Verständnis der Novelle so gut wie nichts beiträgt, ja diese geradezu verfehlt.

 

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Titelbild

Günter Helmes: Novellenkunst. Karen Blixens Meisternovelle ‚Babettes Fest‘. Mit einer Nachbemerkung zu Gabriel Axels gleichnamigem Film.
Igel Verlag, Hamburg 2021.
112 Seiten, 22,00 EUR.
ISBN-13: 9783948958084

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