Gabriele Reuters Erfolgsroman "Aus guter Familie" in einer Studienausgabe von Katja Mellmann
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseThomas Mann pries Gabriele Reuter 1904 als "die souveränste Frau, die heute in Deutschland lebt". Sigmund Freud bescheinigte ihrem Roman "Aus guter Familie" "die besten Einsichten in das Wesen und die Entstehung der Neurosen". Der Roman erzählt die Leidensgeschichte einer "höheren Tochter" im Wilhelminischen Deutschland, die sich auf der vorgezeichneten Lebensbahn der "Jungfrau, Gattin und Mutter" nicht zurechtfindet und schließlich an der Unvereinbarkeit ihres Schicksals mit dem weiblichen Erziehungsideal ihrer Zeit zugrunde geht. Der Roman wirkte, als er Ende 1895 erschien, wie ein Aufschrei. Die Drastik der naturalistischen Darstellung und die Repräsentativität der Heldin für typische Probleme im Rahmen der zeitgenössischen "Frauenfrage" machten das Werk zu einem Identifikationsbuch einer ganzen Generation und die Autorin über Nacht berühmt.
Der erste Band dieser Studienausgabe präsentiert zum ersten Mal wieder den vollständigen Text des Erstdrucks und kommentiert ihn mit zahlreichen Hinweisen zum Textverständnis wie zur Forschung. Der zweite Band enthält zahlreiche Rezeptionsdokumente, von Helene Lange und Helene Stöcker, von Thomas Mann, Victor Klemperer oder Sigmund Freud, von Oskar Panizza, Arthur Schnitzler und Fanny Gräfin zu Reventlow. Abgedruckt sind weiterhin zahlreiche, zum Teil noch unbekannte Dokumente aus dem Nachlass Gabriele Reuters sowie Auszüge aus ihren eigenen Auskünften zur Entstehung und Resonanz des Romans.
Anmerkung der Redaktion: Bücher aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de, in dem auch literaturkritik.de erscheint, werden bei uns grundsätzlich nicht rezensiert, sondern nur vorgestellt.
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