Von Nachbarn und fliegenden Feigen
Donna Leon schreibt Geschichten aus dem Alltag
Von Irmgard Johanna Schäfer
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseVon ihrer Wohnung aus beobachtet Donna Leon, wie ihre venezianischen Nachbarn und Bekannten ihren Müll in die vielen Wasserstraßen Venedigs entsorgen, auch energisches Einschreiten ("Sporaccione!") scheint fruchtlos zu bleiben.
Eine Frau von nebenan hat mitten in der Nacht den Fernseher so laut laufen, dass die gesamte Nachbarschaft schlaflos bleibt, was die Erzählerin zu allerlei Gemeinheiten inspiriert: "Ich dachte an eine Schleuder, nicht um Steine zu verschießen, sondern reife Feigen oder Tomaten."
Donna Leon erfährt von einer Freundin, dass Orangen am Abend gegessen wie "Blei" seien, dagegen "am Morgen Gold und am Mittag Silber"; so sei alles weiße Essen, leichtes Essen, alles Dunkle sei schweres Essen; es sei denn, es wurde von der eigenen Mutter gekocht. Blumenkohl sei auch schwer, obwohl er ja weiß sei. So bleiben auch für Donna Leon die Geheimnisse der italienischen Küche rätselhaft.
In diesem Büchlein versammeln sich neun Kolumnen und Zeitungsartikel, die Donna Leon für "Die Weltwoche", "Material", "Der Standard" und das "Zeit-Magazin" geschrieben hat.
Amüsant und liebevoll erzählt die Autorin die Geschichten aus ihrem Alltag in Venedig. Die Menschen, die sie beschreibt, sind trotz ihrer Schrullen sympathisch, und Italien ist trotz seines Chaos das einzige Land, in dem die Amerikanerin leben möchte.
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