Fragmente aus der Dunkelheit

Ulrich Hefners Wilhelmshavener Kommissar gerät in die Welt des nordischen Aberglaubens

Von Stefanie LeibetsederRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stefanie Leibetseder

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

 

Mit „Das Lächeln der toten Augen“ hat der Polizeibeamte Ulrich Hefner nunmehr seinen vierten Krimi um Kommissar Trevisan von der Wilhelmshavener Mordbehörde geschaffen. Der Polizeiroman spielt hauptsächlich dort und an der nahen Nordseeküste sowie in Süd-Dänemark. Trevisans Ermittlungen beginnen mit dem Selbstmord eines Millionärssohnes. In einem Abschiedsbrief an seine Freunde bezichtigt er seinen Vater des Mordes an seiner Freundin. Er bittet seine Vertrauten, den mutmaßlichen Täter durch das Erpressen einer Millionensumme zu überführen. Hiermit kommt die Handlung ins Rollen, denn es kommen zwei weitere Schauplätze des Geschehens ins Spiel: die Kreise des Vaters und die der Kameraden.

Ulrich Hefner folgt in seiner Konzeption des Kommissars und dem Aufbau des Romans dem literarischen Vorbild von Henning Mankell. Dies zeigt sich einerseits in der realistischen Darstellung von Kommissar Trevisans Polizeiarbeit. Andererseits erinnert auch die Atmosphäre der zunehmenden Düsternis, Bedrohung und Isolation, in die der Kommissar durch seine Ermittlungen in einem nordischen Geheimbund hineingetrieben wird, an Mankell. Hierbei kommen auch Erzählmuster aus der Fantasy-Literatur zum Tragen. Die zurückhaltende Figurenzeichnung wird durch kurze, knappe Dialoge unterstrichen. Das Innenleben des Kommissars, vor allem seine Einsamkeit und Überforderung als alleinerziehender Vater einer Teenagertochter, wird dem Leser in lakonischen Sätzen mitgeteilt.

Der Reiz des Romans besteht darin, dass die Geschehnisse um den Kommissar, die Freunde des Toten und die Kreise um seinen Vater so fragmentarisch dargestellt sind, dass sich für den Leser die Aufgabe stellt, aus diesen nach und nach den wahren Ablauf des Geschehens und seine Hintergründe zu konstruieren. Er übernimmt somit einerseits den Kenntnisstand der einzelnen Figuren und ist ihnen dennoch durch sein kombinatorisches Wissen überlegen. Es sind insbesondere die thrillerhaften Momente des Romans, die die Spannung erhöhen und für Lesevergnügen sorgen.

Titelbild

Ulrich Hefner: Das Lächeln der toten Augen. Frieslandkrimi.
Leda Verlag, Leer (Ostfriesland) 2009.
438 Seiten, 9,90 EUR.
ISBN-13: 9783939689171

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